Essen. Da schlagen Veganer-Herzen höher: Oliver Joosten eröffnet diese Woche den Supermarkt Veganz in Essen, in dem es auf 200 Quadratmeter alles gibt außer „Tiernahrung“. Der 43-Jährige verzichtet seit vier Jahren auf tierische Lebensmittel, und war die anstrengende Suche in herkömmlichen Läden leid.
Erst hat es Oliver Joosten mit vegetarisch probiert. Nicht als Diät sondern aus ethischen Gründen, wie er sagt. „Ich wollte nicht mehr Teil dessen sein, was die Massentierhaltung anrichtet.“ Joostens Vegetariertum hielt gerade mal eine Woche. Dann strich der Essener radikal alle tierischen Produkte aus seinem Speiseplan. „Ich hab mich gefragt: Wenn ich das konsequent leben will, was ist dann mit Milch und Eiern?“
Das ist jetzt über vier Jahre her. Und Joosten sieht sich längst nicht mehr als Verzichts-Unikum. Die Zahl der veganen Verbündeten wachse, beteuert er. Die Gruppe der Gleichgesinnten reiche vom Schüler, über Studenten bis hin zum Arzt oder Rentner.
Bereits der sechste Markt in Deutschland
Nun schickt sich Joosten an, das Ruhrgebiet – die Hochburg von Currywurst und Frikadelle – vegan zu unterwandern. Am Freitag eröffnet der 43-Jährige in der Friedrich-Ebert-Straße 55 mit „Veganz“ einen Supermarkt, indem es alles gibt außer „Tiernahrung“. Insgesamt 6000 Produkte auf 200 Quadratmeter; vom Müsli und Joghurt bis hin zum Käse-Imitat oder der Landjäger-Wurst aus Soja. Die Plakate in den Schaufenstern kündigen es bereits grün und deutlich an: „Die Pflanzenesser kommen!“
Essen ist der sechste „Veganz“-Markt in Deutschland. Gründer der Kette ist Jan Bredack, ein ehemaliger Daimler-Manager, der nach einem Burnout sein Leben komplett umkrempelte und vor drei Jahren die vegane Expansion startete.
Mitarbeiter fast alle Veganer
Der gelernte Informatik-Kaufmann Joosten hatte zu diesem Zeit eine ähnliche Idee, wollte in Essen einen veganen Laden eröffnen. „Ich war die Suche in den Supermärkten leid genauso wie das lange Durchlesen der Inhaltsangaben.“ Joosten suchte den Kontakt zu Bredack, weil er von ihm vegane Produkte beziehen wollte. Eine Begegnung, die am Ende dazuführte, dass Joosten mit Bredack gemeinsam die Supermärkte eröffnete und Joosten nun in Essen Geschäftsführer ist und selbst Geschäftsanteile hält.
Die zehn Mitarbeiter in dem Laden sind fast alle selbst Veganer. Bis auf eine Verkäuferin, die „noch“ Vegetarierin ist. Es geht natürlich darum, die Idee selbst auch zu leben um authentisch zu sein. Es geht aber auch darum, Beratung zu den Produkten zu bieten. „Für viele Kunden ist das neu, was wir hier anbieten“, meint Joosten. Deshalb ist es wahrscheinlich auch hilfreich, wenn auf der Packung steht, dass der Brotaufstrich „wie Teewurst“ schmeckt. Denn so ganz leicht scheint der Umstieg wohl nicht zu sein.