Essen. . Paar aus Teheran lebt seit einem Monat im Kirchenasyl im Weigle-Haus in der Essener Innenstadt. Eine wichtige Frist ist jetzt abgelaufen, das die Chance auf einen neuen, regulären Asylantrag erhöhen könnte. Kirche führt Gespräche. Paar darf Weigle-Haus derzeit nicht verlassen.

Für das christliche Ehepaar aus Teheran, das seit einem Monat im Kirchenasyl im evangelischen Weigle-Haus lebt, gibt es erste Zeichen der Hoffnung. Der 37-Jährige und die 35-Jährige sind von der Abschiebung in den Iran bedroht. Sie fürchten das Schlimmste, weil sie vom Islam zum Christentum konvertiert sind - ein verbotener Akt in ihrer Heimat.

Seit Ende Juli leben sie im Weigle-Haus in der Innenstadt und sind von den Ausländerbehörden zur Fahndung ausgeschrieben. Entsprechend können sich der Mann und die Frau nicht im öffentlichen Raum bewegen. Eine von der Stadt Herne angeordnete Rückführung nach Schweden über das dänische Kopenhagen blieb folgenlos (WAZ vom 24. und 25. Juli). In Herne war das Paar zuletzt offiziell gemeldet; dorthin hatte es sie zunächst verschlagen, ehe im Herbst letzten Jahres ein Kontakt zum Weigle-Haus entstand.

Dort gibt es einen persischen Bibelkreis, an dem das Paar teilnimmt. „Wir arbeiten daran, dass ein neuer Asylantrag in Deutschland gestellt werden kann“, berichtet Rolf Zwick, der Pfarrer der Weigle-Gemeinde. „Deutschland schiebt bislang keine Christen in den Iran ab, entsprechend haben wir einige Hoffnung.“ Im Hintergrund würden außerdem „gute Gespräche“ geführt mit den hiesigen Sozial- und Ausländerbehörden.

Schweden lehnte Asylantrag ab

Dem Paar gehe es den Umständen entsprechend gut, Rolf Zwick spricht von einer „Stabilisierung der Lage“, wenn auch nach wie vor Todesängste ausgestanden werden müssten. Seit Mitte August habe der psychische Druck auf die beiden etwas nachgelassen – denn am 12. August verstrich eine wichtige Frist: So lange galt offiziell die Zusage des Landes Schweden, das Paar zurücknehmen zu wollen. Was sich jetzt konkret ändert, ist aber unklar.

Von Teheran aus war das Paar zunächst in Schweden gestrandet, ein Asylantrag wurden dort abgelehnt, auch zwei Widersprüche des Paares gegen die Ablehnung blieben erfolglos. „Diese Informationen liegen uns schriftlich vor“, sagt der Pfarrer. Vertrackt bleibe die Lage trotzdem, denn: So lange Schweden zuständig bleibt, droht die Abschiebung in den Iran. Die deutschen Behörden müssen nach geltendem Gesetz das Paar zurück nach Schweden schicken, das Land gilt schließlich als Rechtsstaat, anders als der Iran. Ob Schweden nach Verstreichen der Frist jetzt noch zuständig ist, bleibt aber unklar. Im Weigle-Haus benötigen sie jetzt einen langen Atem.

„Das letzte Kirchenasyl in Haarzopf hat sich auch über zwei Jahre hingezogen“, erinnert sich Zwick. Das Paar aus Teheran sei weder krankenversichert, noch könne es sich irgendwelcher Rücklagen bedienen: „Die Gemeinde finanziert das Paar derzeit, es erfährt eine sehr herzliche Unterstützung, niemand übt Kritik“, lobt Zwick die Gemeinschaft rund ums Weigle-Haus. In seiner Heimat war das Paar bürgerlichen Berufen nachgegangen – er arbeitete in der Immobilienbranche, sie in einem internationalen Konzern. Derzeit nimmt es an Deutschkursen im Weigle-Haus teil.