Rellinghausen. .

Vor Jahren ist Katun Sallem Merza mit ihrer Familie aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet – darüber ist die Schülerin heute noch froh. „Hier hat man wesentlich bessere Bildungschancen“, sagt sie, „und besonders die Frauenrechte sind hier gut.“ Nur an das Wetter, daran habe sie sich gewöhnen müssen – und an so manche Diskriminierung „von Menschen, die genauso kalt sind wie das Wetter in Deutschland“. Solche Menschen soll es an ihrer Schule nicht mehr geben: Deswegen wurde der Gesamtschule Süd am Freitag der Titel „Schule ohne Rassismus“ verliehen.

In Rahmen eines Projektunterrichts haben sich 17 Schüler mit der bundesweiten Initiative beschäftigt, die Schüler zu Zivilcourage motivieren soll. „Dabei haben wir festgestellt, dass Rassismus weit mehr ist als Fremdenfeindlichkeit“, betont die Elftklässlerin Helen Kuralt. „Er beinhaltet auch Vorurteile gegen Alte, Schwache, Dicke, Behinderte – eigentlich gegen jeden, der anders ist“, ergänzt Jana Hoffmann.

Um die Auszeichnung zu bekommen, mussten die Schüler in der gesamten Schule die Werbetrommel rühren, Aufklärung zum Thema Rassismus betreiben. „Dabei sind wir durchaus auf einige Widerstände gestoßen, auch bei Kollegen“, verrät Oberstufen- und Projektleiterin Ulrike Rader. „Denn viele meinten, gegen Rassismus zu sein, sei selbstverständlich, das müsse man nicht extra betonen.“ Dabei übersehe man jedoch, wie viele versteckte Vorurteile mancher mit sich trage.

Schließlich mussten die Schüler der Projektgruppe Unterschriften in der gesamten Schule sammeln, mit denen sich die Unterzeichner verpflichten, Rassismus aktiv entgegenzutreten. 70 Prozent der Schüler müssen unterschrieben, damit eine Schule eine Chance auf den Titel hat: Die Gesamtschule Süd hat sogar 90 Prozent geschafft.

Da zeigte sich auch Renate Bonow beeindruckt: „Eine ganz tolle Leistung“, lobte die Landeskoordinatorin des Projekts „Schule ohne Rassismus“, während der feierlichen Verleihung des Titels.

Bewegendster Moment des Fests waren jedoch die Auswanderergeschichten, die Katun Sallem Merza und drei weitere Mitschüler in der Aula vortrugen und dabei die Schwierigkeiten, aber auch die Hoffnungen aufzeigten, die Flüchtlings- und Auswandererfamilien oft noch haben.

Der Rüttenscheider Bundestagsabgeordnete und Projektpate Kai Gehring machte im Anschluss deutlich, dass es nicht mit dem Sammeln von Unterschriften und der Realisierung des noch anstehenden Projektags getan sei: „Wir müssen Zivilcourage auch im Alltag zeigen“, unterstreicht der Grünen-Politiker.

Rassismus oder „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“, wie es Gehring weiter fasst, begegne man auch in Essen leider immer wieder. Allerdings nicht an der Gesamtschule Süd.