Essen. Als neuer Vorsitzender des Stadtverbandes der Essener Kleingartenvereine tritt Holger Lemke kein leichtes Erbe an. Mit dem autoritären Führungsstil seines Vorgängers will der 60-Jährige brechen.

Als 17-Jähriger hat Holger Lemke einen Schachclub mitgegründet: den SC Listiger Bauer. Den Club gibt es immer noch. Er selbst sei leider nur ein mäßiger Spieler, berichtet Lemke und schmunzelt. Dabei ist das Feld, auf dem er sich heute im Alter von 60 Jahren als neuer Vorsitzender des Stadtverbandes der Essener Kleingartenvereine bewegt, eines, auf dem wie beim Schach Bauern wie Offiziere vor überraschenden Zügen nie sicher sein konnten.

Ein Vierteljahrhundert Heinz Schuster uneingeschränkt der König der Essener Laubenpieper. Bis ihn erst seine Vorstandskollegen der Kleingarten- Grund und Boden GmbH schachmatt setzten und dann auch der Stadtverband überzeugte, sein Amt niederzulegen. Über die Hintergründe schweigen die Beteiligten sich aus. Man wolle keine dreckige Wäsche waschen, heißt es. Schusters Verdienste für das Essener Kleingartenwesen seien unbestritten. Ihm sei es zu verdanken, dass Kleingärten durch die Überführung in die GmbH hätten gerettet werden können, denn die Stadt wollte sie seinerzeit nicht übernehmen. Eines aber ist nicht zu überhören: Den autoritären Führungsstiel des 80-Jährigen waren sie schon lange über.

"Wir möchten einen demokratischen Verband"

Holger Lemke ist seit wenigen Wochen der neue Mann an der Spitze des rund 8500 Mitglieder starken Verbandes. Der ehemalige Landesfinanzbeamte will nach eigenen Worten allen voran einen anderen Führungsstil etablieren. Der Stadtverband sei keine Ein-Mann-Show. „Wir möchten einen demokratischen Verband, mit dem sich die Mitglieder identifizieren und in den sie sich einbringen.“ Augenscheinlich sieht der Vorstand hier Nachholbedarf. Lemke wünscht sich, dass man künftig mehr und früher miteinander redet. Wenn es heißt, der Verband müsse runter von den viel zu hohen Ausgaben für Rechtsstreitigkeiten, dann spricht das Bände. Zahlen dazu bleiben auf Nachfrage leider Verschlusssache.

Weitere Baustellen gebe es genug, heißt es aus Vorstandskreisen. Der in der Öffentlichkeit höchst umstrittene Kleingartenlehrpfad dürfte nur eine davon sein. Dass der neue Vorsitzende und seine Vorstandskollegen nun dort aufräumen möchten, hat durchaus Symbolkraft. Der unmittelbar am Ufer des Baldeneysees gelegene Lehrpfad war Heinz Schusters Kind. „Es gibt kaum jemanden, der den Lehrpfad wirklich schön findet“, sagt Holger Lemke. Und das klingt noch freundlich formuliert. Zu Blumenkübeln umfunktionierte Kloschüsseln muteten jedenfalls gewagt an. Dass sich Gartenfreunde von solchen Anschauungsobjekten inspirieren ließen, darf man bezweifeln.