Essen. Diebstahl, Raub, Nötigung, Körperverletzung, Einbruch und Schwarzfahren - ein Junkie-Paar machte in Essen die Innenstadt unsicher. Frank S. (43) und Freundin Sarah S. (26) sind seit Jahren drogensüchtig. Jetzt müssen sie sich wegen zahlreicher Straftaten vor Gericht verantworten.

Bonnie & Clyde sind ein anderes Kaliber, aber für seine Verhältnisse legte das Drogenpärchen vom Kopstadtplatz in der Essener City eine ganz ordentliche Straftatenserie hin. Diebstahl, Raub, Nötigung, Körperverletzung, Einbruch und Schwarzfahren – die Anklage listet Paragrafen quer durchs Strafgesetzbuch auf.

Drogensüchtig sind die beiden aus der nördlichen City seit vielen Jahren. Frank S. (43) trank schon als Zwölfjähriger Alkohol, rauchte seit dem 14. Lebensjahr Haschisch und wechselte mit 19 zu Heroin über. Seine Freundin Sarah S. (26) fing als 14-Jährige mit Haschisch an, landete schon mit 16 Jahren beim Heroin.

Erst vor eineinhalb Jahren hatte die XVI. Strafkammer am Landgericht Essen das Pärchen wegen eines Raubüberfalls zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die Zeit vor und nach dem Urteil bis zum Haftantritt reichte aber wieder für vier neue Anklagen mit insgesamt elf Fällen, die seit Dienstag erneut vor der XVI. Kammer verhandelt werden. „Ich war entzügig“, beschreibt Frank S. seinen Suchtdruck, „deshalb brauchte ich Geld“.

Handy aus der Hand gerissen

Dabei schreckte das Pärchen laut Anklage nicht vor Gewalt zurück. Einer 31-Jährigen im U-Bahnhof Berliner Platz soll Frank S. am 28. Januar 2013 das Handy so heftig aus der Hand gerissen haben, dass die Frau sich den Mittelfinger anbrach. Als S. von einem Mann gestellt wurde, soll Sarah S. versucht haben, diesen mit einem Holzstiel zu schlagen.

Zwei Tage später soll Sarah S. einen anderen Junkie beraubt haben, der sich zuvor Geld für einen Heroinkauf zusammengebettelt hatte. 17 Euro erbeutete sie laut Anklage gemeinsam mit unbekannt gebliebenen Komplizen, ihr Opfer sollen sie blutig geschlagen haben.

Jeans für 319 Euro

Wodka bei Lidl, Whiskey bei Aldi: Auch für den Eigenbedarf stahlen sie. „Sarah war damals schwer auf Alkohol“, erklärt Frank S. die Diebstähle. „Auf Bestellung“ stahl er zweimal Hosen. Dass eine Jeans der Marke „true religion“ 319 Euro kostet, wundert Richter Martin Hahnemann: „Ich dachte gar nicht, dass es so teure Jeans gibt.“

Zum Teil gestehen die Angeklagten die Taten, schwächen aber ihren Gewalteinsatz ab. Dass er aber eine Playstation für 349 Euro bei Saturn geklaut haben soll, weist Frank S. zurück: „Die Detektive haben mich zehn Meter vor der Kasse gestoppt, nicht dahinter.“ Und den Einbruch in der Uni-Sporthalle an der Gladbecker Straße, bei dem Alkoholika für 470 Euro gestohlen worden sein sollen, will er auch nicht begangen haben. Da sei wohl kurz vor ihm einer eingebrochen: „Das Fenster stand weit auf. Doof wie ich bin, ging ich rein.“ Ein wenig Alkohol gab es dann doch noch in der Halle: „Zwei Flaschen Sekt und eine Wodkaflasche nahm ich mit, aber nicht für 470 Euro. Ich war doch nicht mit einem Kleintransporter da.“