Essen. Einbrecher haben die St. Barbara-Kirche in Essen heimgesucht. Sie klauten einen Tresor, steckten goldene Kelche ein und plünderten den Opferstock. Doch das ist kein Einzelfall in Essen: Die Diebe bedienen sich in den Gotteshäusern schamlos und packen Kelche, Kerzen und Spendengeld ein.
„Geben ist seliger als Nehmen“, heißt es im Neuen Testament. Dummerweise gibt es in Essen immer wieder Kirchenbesucher, die das Nehmen eindeutig bevorzugen. Vergangene Woche waren zum Beispiel ungebetene Gäste in der St. Barbara-Kirche im Ostviertel. Sie klauten einen Tresor und goldene Kelche und plünderten den Opferstock.
Kein Einzelfall bei der katholischen Gemeinde St. Gertrud in Essen-Mitte, zu der die St.Barbara-Kirche an der Elisenstraße gehört. „Auch in unseren Bezirken St. Bonifatius und St. Ignatius gab es Vorfälle, in St. Ignatius gar eine Art Serie“, sagt Pfarrer Gerd Heusch. „In Kirchen wird geklaut, was nicht niet- und nagelfest ist. Auch Regenrinnen haben Diebe schon bei uns abgebaut.“ Einer Chorsängerin der Gemeinde wurde während der Probe der Autoschlüssel aus der Jacke geklaut. Das Auto war dann auch weg.
Die einst offenen Kirchentüren sind, nicht nur in der Gemeinde St. Gertrud, außerhalb von Gottesdiensten längst verschlossen. Vorsicht und Vorsorge, die in Essen konfessionsübergreifend gilt.
Auch bei den Protestanten bleiben immer mehr Kirchen geschlossen
Eine der wenigen Kirchen, die regelmäßig auch tagsüber ihre Eingangstür öffnet, ist die evangelische Gnadenkirche in Frintrop. Von 10 bis 18 Uhr ist hier in der Regel innere Einkehr möglich. „Zum Glück ist noch nichts passiert. Aber bei uns gibt es auch nicht viel zu klauen, außer vielleicht gebrauchte Gesangbücher“, sagt Pfarrer Fritz Pahlke mit einer Prise Galgenhumor.
„Generell gibt es bei uns weniger wertvolle Gegenstände in den Kirchen“, heißt es beim Evangelischen Kirchenkreis, „unsere Häuser sind ja nicht ganz so pompös“. Trotzdem bleiben auch bei den Protestanten immer mehr Kirchen außerhalb von Gottesdiensten geschlossen. Selbst das Abschließen hilft übrigens nicht immer: Die dreisten Räuber in der St. Barbara-Kirche hatten einen passenden Schlüssel dabei.
Beute aus den Kirchen wird meist für in Drogen reinvestiert
In Kirchen, die außerhalb von Gottesdiensten geöffnet sind, wird inzwischen zur Sicherheit Aufsichtspersonal eingesetzt. Oft sind es Gemeindemitglieder, die im Ruhestand entsprechend Zeit haben. „Dabei sollten die Leute besser mit einer gewissen optischen Präsenz aufwarten. Es ist eine Schande, dass es überhaupt notwendig ist“, sagt Winfried Dollhausen, Pressesprecher des Bistums Essen.
Vor Jahren waren bei einem Einbruch in die Werdener Basilika St. Ludgerus ein silberner Bischofsstab und das Altarkreuz geklaut worden. „Geld und Gold gibt es heute nicht mehr zu holen. Aber die Diebe packen Kerzenleuchter und Kerzen ein, knacken die Opferstöcke mit wenigen Münzen“, weiß Dollhausen.
Die überschaubare Beute wird meist in Drogen reinvestiert. Dazu gibt es, bei offenen Türen, auch immer mal Schmierereien und Vandalismus. Ein Verfall der Sitten, wie Winfried Dollhausen findet: „Die Menschen respektieren nicht einen Raum, der anderen Menschen sehr wichtig ist.“