Essen. “Big Evag is watching you“ - die Essener Verkehrs-AG rüstet bei der Videoüberwachung auf. Die ersten von 350 neuen Kameras werden derzeit installiert. Die Geräte können sogar verdächtige Gepäckstücke erkennen. Sie seien aber kein Schritt auf dem Weg zum Überwachungsstaat, versichert das Unternehmen.

Film ab: Die Essener Verkehrs-AG (Evag) hat damit begonnen, ihre U-Bahnhöfe mit zusätzlichen Videokameras auszustatten. Bis Ende kommenden Jahres sollen alle unterirdischen Bahnhöfe mit einer neuen, intelligenteren Technik ausgerüstet werden. Gleiches gilt für die oberirdischen Haltestellen der Linie U 18. „Dort haben wir massive Probleme mit Graffiti“, erläutert Oliver Schmittat, bei der Evag zuständig für das Thema Sicherheit. Insgesamt sollen in den kommenden Monaten 350 Kameras installiert werden, womit sich die Zahl der Überwachungsgeräte von derzeit 260 Geräten mehr als verdoppelt. Die Evag lässt sich dies zwei Millionen Euro kosten.

Das Geld dürfte gut angelegt sein, denn mit Videoaufzeichnungen in Bussen und Bahnen hat das Nahverkehrsunternehmen nach eigenen Angaben sehr gute Erfahrungen gemacht. Erst dieser Tage konnte die Polizei mit Hilfe von Aufnahmen aus einer Straßenbahn zwei Räuber dingfest machen, die einer jungen Frau beim Aussteigen das Handy entrissen hatten. „Die Bilder waren einfach zu gut“, sagt Schmittat. Auch Polizeisprecher Peter Elke lobt die hohe Qualität der Aufzeichnungen.

Dank Datenschutz kein Überwachungsstaat

Auf Straftäter hat der Einsatz der Kameratechnik aber offenbar auch eine abschreckende Wirkung. Die Zahl der Delikte sei spürbar zurückgegangen. Etwa die der Handtaschendiebstähle - vor Einführung der Kameratechnik seien pro Jahr zwischen 12 und 15 Fälle angezeigt worden, so Schmittat. „Zuletzt waren es nur noch drei.“

Dennoch sieht die Evag Nachholbedarf. Die bislang in U-Bahnhöfen installierten 260 Kameras sind so ausgerichtet, dass die Mitarbeiter in der Leitstelle die Bahnsteige im Blick haben. Die Geräte dienen aber in erster Linie der Betriebssicherheit und weniger der Gefahrenabwehr. Das wird sich mit der neuen Generation ändern. Die Kameras werden so programmiert, dass sie die Mitarbeiter in der Leitstelle auf verdächtige Gepäckstücke aufmerksam machen. Sie nehmen außerdem wahr, wenn sich eine Gruppe von Personen länger im U-Bahnhof aufhält als es für gewöhnlich Fahrgäste tun. Handelt es sich bei dem Koffer um eine Bombe? Wickeln Drogendealer ihre Geschäfte ab? Wen das an die düstere Vision eines Überwachungsstaates à la Orwell erinnert, könne beruhigt sein. Der Datenschutz schränkt den Einsatz von Kameras ein. Aufnahmen werden automatisch nach 72 Stunden gelöscht, es sei denn sie werden zur Beweissicherung bewusst per Knopfdruck gespeichert. Alles, was sich außerhalb der Evag-Einrichtungen befindet - Straßen, Personen, Autos, Häuser - wird automatisch geschwärzt.