Essen. Die Täter klingeln an der Wohnungstür als Dachdecker, geben sich am Telefon als Enkel aus oder fragen auf der Straße nach dem Weg – ihre Opfer sind oft Senioren. In Essen schildert die Polizei die fünf jüngsten Fälle und will damit warnen, die Kommissare hoffen aber auch auf Hinweise.
Sie geben sich als Dachdecker, Heizungsableser, Enkel oder Gemeindemitglieder aus und wollen nur eins: Senioren bestehlen. Trickbetrüger nutzen gnadenlos die Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft vieler älterer Menschen aus – und sind regelmäßig erfolgreich. Ihre Masche funktioniert, erklärt Polizeisprecherin Tanja Hagelüken, wenn sie ihrem Opfer eine Geschichte auftischen, die schlüssig ist. Die Polizei berichtet von fünf aktuellen Fällen, die Beamten warnen und bitten um Hinweise.
Allein am Mittwoch gingen vier Anzeigen von Senioren ein. Bei einer 85-Jährigen an der Ohmstraße klingelte gegen 9.50 Uhr ein Mann in Arbeitskleidung und erklärte, er müsse die Heizkörper vermessen. Gutgläubig ließ die Rentnerin ihn in ihre Räume, holte den gewünschten Kugelschreiber. Die kurze, unbeobachtete Zeit reichte dem falschen Heizungsbauer, um Bargeld und Schmuck zu stehlen. Der Täter soll etwa 1,8 Meter groß sein, er war sehr schlank, trug kurze, dunkelblonde Haare, grüne Latzhose mit weißen Farbflecken.
Er trug Jeans und Hemd
Nur wenig später (ca. 10.30 Uhr) ließ eine 82 Jahre alte Frau einen Unbekannten in ihre Wohnung an der Alfredstraße. Er gab vor, im Auftrag einer Pfarrgemeinde für Unterstützung der Seniorenarbeit zu werben. Sie sprachen mehrere Stunden, bis er sich mit Bargeld für ein Zeitungs-Abo in der Tasche verabschiedete. Fest steht: Von der Pfarrgemeinde hat ihn niemand geschickt. Als sympathisch beschrieb das Opfer den etwa 40 Jahre alten Täter, der 1,6 bis 1,65 Meter groß und kurze, mittelblonde, Haare haben soll. Er trug Jeans und Hemd.
Dringende Ratschläge der Polizei
Erstes Ziel aller Trickdiebe und -betrüger an der Haus- oder Wohnungstür: Reingelassen werden, damit sie mit dem Opfer allein sind, keine Zeugen und keine Hilfe fürs Opfer fürchten müssen.
Die Polizei rät daher: Vor dem Öffnen vergewissern (Türspion, Blick aus Fenster), wer klingelt. Türsprechanlage und -spaltsperre benutzen. Bei Fremden Nachbarn hinzurufen oder Besucher zu späterem Termin bestellen, wenn eine Vertrauensperson dabei ist.
Nur Handwerker einlassen, die selbst bestellt oder von der Hausverwaltung angekündigt wurden. Im Zweifel vor Einlass bei der Behörde anrufen - Telefonnummer selbst heraussuchen.
Gegen zudringliche Besucher notfalls energisch wehren: laute Ansprache, Hilferufe.
Warum eine 81-Jährige einem Trickdieb gegen 11 Uhr die Tür ihrer Wohnung an der Schwanenkampstraße öffnete, kann die Seniorin gar nicht mehr sagen, nur so viel: Auch er war ca. 40 Jahre alt, bekleidet mit blauer Jeans, dunklem Oberteil und Baseballkappe.
Sohn deckte den Betrug auf
Auf der Altenessener Straße schlugen Unbekannte indes aus dem Auto zu. Es war 13.35 Uhr, als ein silberner Renault (möglicherweise Modell Megane) neben einer 81-Jährigen an der Haltestelle Höltestraße hielt. Der Beifahrer erkundigte sich nach einem Krankenhaus. Die hilfsbereite Frau stand dicht vor dem Auto und erklärte ihm den Weg, als der plötzlich ihren rechten Arm ins Fahrzeug zog und zwei goldenen Armreifen abstreifte. Das Auto flüchtete mit quietschenden Reifen in Richtung Innenstadt. Ein aufmerksamer Anwohner alarmierte umgehend die Polizei. Glücklicherweise erlitt die Seniorin außer einem riesigen Schrecken keine Verletzungen. Fahrer und Beifahrer sollen dunkle Haare gehabt haben und etwa 25 Jahre alt sein.
Einen Trick, der in jüngster Zeit mehrfach zum Erfolg führte, nutzten falsche Dachdecker schließlich am Donnerstag in Altenessen-Süd, wo sie gegen 10.30 Uhr bei einem älteren Ehepaar am Schlusenkamp klingelten. Die Betrüger erklärten, der Sohn der Eheleute habe sie informiert, damit sie die Sturmschäden vom Pfingstmontag reparierten. Zunächst gaben die Opfer ihnen mehrere hundert Euro für Material, mit denen die Täter verschwanden.
Das Ehepaar rief dann den Sohn an, der den Betrug aufdeckte. Ein Täter ist laut Beschreibung ca. 35 Jahre alt und 1,85 Meter groß. Er hat eine stabile Figur, kurze Haare und Dreitagebart. Der Komplize ist etwa 40 Jahre alt, 1,7 Meter groß, hat dunkelblonde Haare, stabile Figur mit Bauchansatz. Er trug ein dunkles Basecap. Sie waren mit einer Dachdeckermontur ohne Aufdruck bekleidet und wohl deutscher Herkunft.
In allen Fällen bittet das Kriminalkommissariat 31 um Hinweise auf die Identität der Betrüger unter: 82 90