Essen.
Mit großer Milde reagierte die VII. Essener Strafkammer auf die drei jungen Altenessener, die bewaffnet eine 18-Jährige Drogendealerin überfallen hatten. Richter Marcus Dörlemann sprach von einer „eigentlich jugendtypischen Tat“ der erwachsenen Angeklagten. Von ihnen muss niemand in Haft, alle bekamen zwei Jahre Haft mit Bewährung.
Staatsanwalt Jakubowski hatte für das Trio, 21 bis 24 Jahre alt, weniger Verständnis gezeigt und für jeden drei Jahre und neun Monate Gefängnis beantragt. Die Angeklagten und ein 19-Jähriger, der noch ein eigenes Verfahren vor dem Jugendgericht bekommt, hatten den Raubüberfall zuvor gemeinsam geplant. Offenbar vermuteten sie bei der 18-Jährigen größere Summen Bargeld.
Am 15. November bauten sie sich vor der jungen Frau auf. Einer drückte ihr sogar eine silberne Pistole vor die Rippen und forderte Geld: „Mach deine Taschen leer.“ Ihre Beute fiel allerdings mager aus: Zehn Euro Bargeld, ein Gramm Haschisch, Zigaretten und ein Handy.
Dilettantische Tatausführung
Diese dilettantische Tatausführung war es, die das Bild der Gruppe prägte. Richter Dörlemann versuchte es volkstümlich: „Das war eine Scheißidee. Aber diese Scheißidee hat uns ins Grübeln gebracht.“ Die Kammer habe sich gefragt, ob es der Gesellschaft wirklich nutze, wenn die Angeklagten für mehrere Jahre ins Gefängnis gehen. Eine längere Haftstrafe sei locker möglich gewesen, denn eigentlich sei gegen die Forderung des Staatsanwaltes nicht viel einzuwenden.
Aber die Angeklagten seien gerade erst dem Jugendstrafrecht entwachsen, die Tat selbst sei typisch für die Straftaten Jugendlicher. Auch das Opfer habe gesagt, der Überfall sei nicht so belastend. Hinzu kämen die Geständnisse und die fehlenden einschlägigen Vorstrafen.
Die Kammer hege jedenfalls die Hoffnung, dass die Angeklagten ihr Leben selbst in den Griff bekommen werden. Dörlemann kündigte an, dass sie beim nächsten Mal nicht mit dieser Milde rechnen könnten. Es läge an ihnen, diese Chance zu nutzen: „Vielleicht klappt es. Wenn nicht, kriegen wir das mit und werden reagieren.“