Essen. Vier junge Männer waren sie - eine deutliche Übermacht gegenüber der Dealerin, die sie am Bahnhof Altenessen überfielen. Weil einer von ihnen die Frau mit der Pistole bedrohte, können sie mit mehrjährigen Haftstrafen rechnen. Ihre Beute war gering: zehn Euro und ein Gramm Haschisch.

Völlig falsche Vorstellungen machten sich vier junge Altenessener von den finanziellen Möglichkeiten einer jungen Drogendealerin. Als sie die Frau ausraubten, erbeuteten sie zehn Euro und ein Gramm Haschisch. Die silberne Pistole, mit der sie drohten, hebt die Mindeststrafe aber derart an, dass sie vor der VII. Essener Strafkammer mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen können.

Nachdem der Großteil von ihnen die Tat im Ermittlungsverfahren bestritten hatte, entschlossen die 21 bis 24 Jahre alten Angeklagten sich jetzt zum Geständnis. Drei von ihnen, darunter zwei Brüder, sitzen am Dienstag vor Gericht. Den Jüngsten, 19 Jahre alt, erwartet ein eigenes Verfahren vor dem Jugendgericht.

Beim Trinkspiel besprochen

Mit einem Trinkspiel begann, was vor Gericht endete. Der 23-jährige Angeklagte erzählt, dass er am 15. November zu seinem zwei Jahre jüngeren Bruder gegangen sei. Dort habe er einen „Trinktest“ gemacht und sei durchgefallen. Dabei hätten sie die Tat besprochen und sich entschlossen, die Dealerin „abzuziehen“. Der Jüngste kannte sie noch aus der Grundschule und sollte den Kontakt anbahnen.

Am Bahnhof Altenessen kaufte er ein bisschen Hasch von ihr. Kurz darauf standen sie zu viert vor ihr. Trotz Überzahl und körperlicher Überlegenheit setzten sie sogar noch eine Waffe ein. Der 23-Jährige zog eine silberne Pistole aus dem Hosenbund, lud sie durch und hielt sie ihr laut Anklage gegen die Rippen. „Gib mir alles und mach deine Taschen leer“, soll er gesagt haben. Es sollte wohl wie bei richtigen Räubern klingen. Außer den zehn Euro und dem Gramm Haschisch erbeuteten sie noch ihr Handy und Zigaretten. Dann gingen sie.

Zehn Tage später traf der 21-Jährige die junge Frau zufällig an der U-Bahn-Haltestelle „Universität“. Sie solle die Anzeige zurückziehen, sagte er und drohte laut Anklage: Er werde sie umbringen, wenn er in den Knast müsste.

Von der Tat überrascht

Vor Gericht gesteht der 21-Jährige nur in Etappen. Zunächst hatte er erzählt, dass er von der Tat überrascht worden sei. Als aber selbst sein Bruder sagt, sie hätten den Raub zuvor besprochen, muss sein Verteidiger Andreas Wieser nachbessern. Es sei richtig, dass bereits in der Wohnung über die Tat gesprochen worden sei. Allerdings sei er von der Pistole überrascht worden. Auch die Bedrohung der Frau sei nicht richtig. Er habe gesagt, sie solle die Anzeige zurückziehen, weil er sonst Schwierigkeiten bekomme. Wenn sie das anders verstanden habe, bedauere er das.