Essen. . Die 2012 gegründete Fan- und Förderabteilung (FFA) von Rot-Weiss Essen mischt im RWE-Aufsichtsrat mit und engagiert sich für die Anhänger des Kultklubs – nicht nur bei Aktionen wie dem Fahnenmaltag. Die FFA will im Verein Sprachrohr aller RWE-Fans sein. Wahrlich keine leichte Aufgabe.

Wer die beiden Vorsitzenden der Fan- und Förderabteilung im Traditionsverein Rot-Weiss Essen zu den wichtigsten Aufgaben der „FFA“ befragt, dem verraten die unterschiedlichen Antworten von Karsten Plewnia und Thomas Holtmann viel über das Wesen ihrer Abteilung: Die FFA entstand als Reaktion auf die RWE-Insolvenz (siehe Infobox), sie ist jung und wächst schnell, sie wird mit viel Herzblut und Bedacht gelenkt, sie will fanpolitische Themen setzen und im Verein Sprachrohr sowie Interessenvertretung aller RWE-Fans sein.

Wahrlich keine leichte Aufgabe.

Fahnenmaltag, Grillen im Stadion

„Wir wollen eine bunte Fanszene haben.“ Und: „Für uns ist RWE mehr als 90 Minuten Fußball“, sagt Karsten Plewnia. Der 40 Jahre alte Historiker und Museumspädagoge aus dem Nordviertel wurde bei der ersten Abteilungsversammlung der FFA 2013 zum 1. Vorsitzenden gewählt. Langfristig, sagt er, „wollen wir auch dazu beitragen, dass RWE die Nummer drei im Pott wird“.

Seinem Stellvertreter Thomas Holtmann – er ist 30 Jahre alt, Kommunalbeamter aus Frohnhausen und Mitglied der Ultras Essen (UE) – ist es noch wichtiger, „die kühle Distanz zwischen Fans und Vereinsführung zu verhindern, wie es sie zum Beispiel beim FC Meineid (Schalke, d. Red.) gibt.“ Wobei er und Plewnia sich einig darin sind, dass der Einsatz der FFA „für ein lebendiges Vereinsleben“ (Plewnia) die Verfolgung beider Ziele zulässt. Was beide außerdem betonen: Die FFA sei keine Konkurrenz zum Awo-Fanprojekt, das sich vor allem auf junge Anhänger konzentriert.

Abteilung schickt Fanvertreter in RWE-Aufsichtsrat

Rot-Weiss Essens Fan- und Förderabteilung wurde aus der Not heraus geboren: Nach der RWE-Insolvenz 2010 überlegten Fans des Vereins, wie sie als Kontrollinstanz ein Auge auf Aufsichtsrat und Vereinsfinanzen haben können.

In Folge dessen wurde auf der RWE-Mitgliederversammlung 2011 als erster Fanvertreter Bankkaufmann Ralf Schuh in den Aufsichtsrat gewählt.

Eine Arbeitsgruppe entwickelte danach begleitet auch vom Vereinsvorsitzenden Michael Welling ein Konzept zur Beteiligung der RWE-Fans, formulierte später die FFA-Satzung.

Den Fanvertreter für den RWE-Aufsichtsrat wählen die FFA-Mitglieder. Vom Wahlausschuss der RWE-Versammlung muss ihr Kandidat für das Gremium – anders als die acht anderen – nicht mehr zugelassen werden.

Viel Aufbauarbeit, die der Vorstand seit der Gründungsversammlung 2012 geleistet hat, geschieht freilich im Hintergrund. Ein Beispiel: „Wir haben eine Liste aller Fanclubs erstellt“, berichtet Plewnia. Auf 50 ist er gekommen. Die FFA hat als RWE-Abteilung mittlerweile bereits 230 Mitglieder. Eintreten können alle RWE-Mitglieder – also zurzeit potenziell knapp 4500 Rot-Weisse. Plewnia: „Wer bei uns eintritt, bleibt selbstverständlich RWE-Mitglied, kann aber Einfluss auf Entscheidungen im Verein nehmen und aktiv zum Vereinsleben beitragen“.

Angrillen im Stadion, Mitgliederturnier und Fahnenmaltag

Gelegenheiten dazu hat die FFA bereits einige selbst geschaffen. Zuletzt etwa mit dem „Wintercup“ (beim Mitgliederturnier kickten im Februar auch Spieler des Regionalliga-Teams mit) oder beim Angrillen im Stadion, zu dem Anfang Januar fast 700 Fans an die Hafenstraße kamen. Und erst voriges Wochenende mischten 15 Kinder, Jugendliche und Erwachsene beim zweiten „Fahnenmaltag“ von FFA und Ultras Essen mit. Sie pinselten nach Vorlagen einiger kreativer Ultras 25 Fahnen an. Ihre eigenen RWE-Fahnen werden die Teilnehmer dann demnächst in der „Westkurve“ hochhalten: Wenn das kein Paradebeispiel dafür ist, wie die FFA sich für RWE um junge Fans bemüht – und gleichzeitig dazu beiträgt, die Westtribüne auch buchstäblich bunter zu machen.