Essen. . Ein Banner der RWE-Ultras beim Spiel gegen Borussia Mönchengladbach II für einen in Italien verurteilten Fußball-Fan, der einen Polizisten getötet haben soll, sorgt für Unmut zwischen dem Verein und seinen Anhängern. Die Ultras werfen dem Club Zensur vor. RWE-Chef Michael Welling weist das zurück.

Eine Gruppe von etwas 50 Ultras des Regionalligisten Rot-Weiss Essen hat den Schlusspfiff der Heimpleite gegen die Zweite von Borussia Mönchengladbach nicht mehr im Stadion erlebt. Die Anhänger verließen am Samstag noch in der ersten Halbzeit unter lautstarkem Protest die Kurve. Ausgangspunkt: Die Ultras hatten am Zaun ein mehrere Meter breites Banner mit der Aufschrift „Speziale Libero“ angebracht, um damit ein Zeichen für einen in Italien inhaftierten Fußball-Fan zu setzen. Antonio Speziale wurde verurteilt, weil er 2007 einen Polizisten mit dem Wurf eines Waschbeckenteils getötet haben soll. In der Ultra-Szene ist der Schuldspruch umstritten.

Zweimal prangt das Banner nach Angaben der Polizei am Samstag im Stadion, vor dem Anpfiff sei es zunächst ab- und dann während des Spiels wieder aufgehängt worden. Nach zehn Minuten, heißt es in einer Erklärung der Ultras Essen, habe der Sicherheitsbeauftragte von RWE mitgeteilt, „dass der Verein das sofortige Abhängen des Transparents wünscht“. Das übrigens auch auf Drängen der Polizei im Stadion, wie die am Sonntag sagt. In ihrer Erklärung fahren die Ultras nach der Partie schweres Geschütz auf: Mit „Rücksicht auf die anderen Stadionbesucher“ und der Absicht, „kein zweites Szenario wie in Gelsenkirchen oder Hamburg“ mit unbeteiligten Verletzten haben zu wollen, räumen die Ultras schließlich den Block. „All Cops are Bastards“ skandieren sie vorher noch. Der Ordnungsdienst von Rot-Weiss hängt das Banner schließlich ab.

Ultras sprechen von „Schlag ins Gesicht“

RWE-Chef Michael Welling spricht mit Blick auf das Banner von einer „Botschaft, die wir als sehr problematisch erachten“. Für den Verein stellt er klar: „Das sind Dinge, die wir nicht akzeptieren.“ Es handele sich bei Speziale schließlich um einen gerichtlich verurteilten Straftäter. Pikant: Der Name kursierte auch auf T-Shirts von Anhängern beim italienischen Pokalfinale zwischen Florenz und Neapel in Rom, das in einer Eskalation der Gewalt endete. In Bezug auf den Sachverhalt gebe es eine unterschiedliche und ganz andere Wahrnehmung zwischen dem Verein Rot-Weiss Essen und den Ultras Essen. Grundsätzlich findet es Welling aber in Ordnung, „dass die Partei ergreifen“.

In der Erklärung sprechen die Ultras von einem „Schlag ins Gesicht“ und werfen dem Verein „Zensur“ vor. Vorwürfe, die Welling zurückweist. Das Verhalten der Ultras mit dem Verlassen des Blocks hält der RWE-Chef für „nachvollziehbar“: „Die kämpfen für ihre Überzeugungen.“ An der internen Politik, dass die Ultra-Gruppierungen dem Verein Banner im Vorfeld eines Spiels nicht vorlegen müssen, will Welling ohnehin festhalten. Die Ultras kündigen an, sich in der Sommerpause intensiv Gedanken über das Verhältnis zum Verein zu machen. Während das „Speziale Libero“-Banner kaum strafrechtliche Relevanz haben dürfte, könnte das bei den „All Cops are Bastards“-Slogans schon der Fall sein. Die Polizei hat nach eigenen Angaben am Samstag reichlich Videomaterial gesammelt. „Sollten Straftaten im Raum stehen, werden wir die entsprechenden Maßnahmen einleiten“, sagt ein Sprecher. Insgesamt verlief das Spiel für die Ordnungshüter ohne Zwischenfälle und ohne polizeiliche Eingriffe.