Essen. . Wegen der anhaltenden Gewalt in der Ukraine, fordern einige Politiker von CDU und Grünen, die Fußball-WM 2018 zu boykottieren. Nun stellt sich die Frage: Darf sich Politik in die Vergabe von Sportveranstaltungen einmischen? Wir haben uns am Rüttenscheider Stern umgehört.

Soll die kommende Fußball-WM in Russland boykottiert werden? Angesichts der zunehmenden Gewalt in der Ukraine plädieren Politiker von CDU und Grünen dafür, die für 2018 angesetzten Spiele neu zu vergeben. Der erste Afghanistan-Krieg führte bereits 1980 zu einem Boykott der Olympischen Sommerspiele in Moskau. Nun könnte sich die Geschichte wiederholen. Was halten Essener Bürger von den Vorschlägen?

„Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein runter“, meint etwa Wolfgang Budick. „Man darf außerdem nicht vergessen, dass sich derzeit auch andere Länder nicht mit Ruhm bekleckern. Es wäre falsch, alle Schuld auf Russland zu schieben“. Auch Sascha Detten hält eine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht. Der 32-Jährige schlägt daher eine Schonfrist von zwei Jahren vor. Nach Ablauf dieser Zeit müsse diskutiert werden, ob man die Fußball-WM neu vergibt, oder in Russland belässt. „Dafür sollte man einen Notfallplan vorbereiten.“

Boykott würde Gemüter weiter erhitzen?

Das Thema hat es auf alle Fälle in sich. Am Rüttenscheider Stern entwickelte sich gestern so manche Diskussion zwischen den Passanten. „Die internationale Gemeinschaft sollte hier ein Exempel statuieren“, meint Ulrike Krause, die hinzufügt, dass man konsequenterweise auch die WM-Vergabe an Katar neu überdenken müsste. Jacqueline Bremer ist ebenfalls der Ansicht, dass man Russlands Präsident Vladimir Putin nun eine Lektion erteilen müsse, damit dieser etwa seine Ansichten im Ukraine-Konflikt überdenkt. Unter einem Boykott würde aber auch die russische Bevölkerung leiden, die sich von den WM-Spielen Investitionen und bessere Jobs erhofft, sagt dagegen Johanna Pfennig. „Fußball soll etwas Schönes sein und Menschen zusammenführten – ein Boykott trennt nur. Darum bin ich zwiegespalten, was Sanktionen angeht“, so die 24-Jährige.

Ähnlicher Ansicht ist auch Lucy Braun. Die 45-Jährige befürchtet, dass ein Boykott eine Gegenreaktion auf russischer Seite erzeugt und sich die Gemüter nur weiter erhitzen. Einige Passanten sehen jetzt daher die Sportverbände in der Pflicht. „Ich wünsche mir, dass sich das Fifa mit geeigneten Maßnahmen zu Wort meldet“, sagt Clara Kortenhaus, die einen Boykott grundsätzlich befürwortet. „Allerdings nur dann, wenn er nicht zu weiteren Aggressionen führt“, fügt Willy Heim an. „Eine Fußball-WM ist nicht der geeignete Ort, um Politik zu machen.“