Essen. Ein Passagierflugzeug stürzt ab, offensichtlich getroffen von einer Rakete, und fast 300 Zivilisten sterben. Das Unglück von Donnerstag zeigt: Der unerklärte Krieg in der Ost-Ukraine ist eskaliert, die Lage außer Kontrolle. Und es gibt wenig Hoffnung auf Einsicht bei beiden Seiten. Ein Kommentar.

Nun ist das passiert, was seit Wochen zu befürchten war: Der unerklärte Krieg in der Ost-Ukraine ist auf dramatische Weise eskaliert. Der Tod von fast 300 Zivilisten in der offensichtlich von einer Rakete getroffen Passagiermaschine bedeutet eine gefährliche Internationaliserung des Konflikts - und zwar unabhängig davon, ob der fatale Abschuss nun von Seiten der ukrainischen Armee oder von den von Russland unterstützten Separatisten ausging.

In den USA melden sich bereits Stimmen, die einen deutlich schärferen Kurs gegen Moskau fordern, von wo aus die Separatisten in der Ukraine massiv militärisch und logistisch unterstützt werden. Es muss nun möglichst schnell geklärt werden, ob der Abschuss der malaysischen Maschine Folge einer dramatischen Fehleinschätzung war - oder ob der Tod der Zivilisten gar von denen, die Rakete abfeuerten, wissentlich in Kauf genommen wurde. In dem erbittert und mit aller Härte geführten Krieg ist derzeit nichts auszuschließen. In jedem Fall müssen die Schuldigen für dieses Massaker ausfindig gemacht und bestraft werden.

Putin muss seine Expansionsgelüste bremsen

Im Schatten der Fußball-WM, der Berliner Spionage-Affäre und des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen waren die Kämpfe im Osten der Ukraine in den vergangenen Wochen medial in den Hintergrund gerückt. Dabei hatten sich gerade zuletzt die Auseinandersetzungen wieder verschärft. Es mehrten sich die Hinweise darauf, dass Moskau entgegen seinen Beteuerung direkt militärisch beteiligt ist.

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Es gibt auch Anzeichen dafür, dass von russischem Terrotorium aus Artillerie-Angriffe auf ukrainisches Gebiet ausgingen. Es wird immer deutlicher, dass dieser Krieg - und nichts anderes geschieht in der Ost-Ukraine - ohne die massive Unterstützung der Separatisten durch Russland nicht derart eskaliert wäre. Allein wären die pro-russischen Milizen gar nicht in der Lage gewesen, große Teile der Region zu erobern und zu beherrschen.

Die Lage in der Ukraine - das macht der Abschuss der malaysischen Passagiermaschine auf fatale Weise deutlich - ist längst außer Kontolle geraten. Der Tod von fast 300 unbeteiligten Zivilisten muss nun für alle Seiten ein Signal sein, innezuhalten. Vor allem Russlands Präsident Putin muss seine Expansionsgelüste Richtung Ukraine, die mit der Annexion der Krim offensichtlich noch nicht gestillt sind, bremsen. Doch die ersten Reaktionen, in denen sich Ukrainer und Separatisten gegenseitig die Schuld an dem Abschuss zuschoben, machen wenig Hoffnung auf Einsicht in diesem verfahrenen Konflikt.