Essen. Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg sieht eine große Image-Chance für Essen: So wie der Himmel wieder blau wurde, soll die Ruhr ein Badegewässer werden. Die Stadt soll helfen, eine Interessengemeinschaft das Thema weitertreiben.

Die erste 30-Grad-Phase des Jahres steht vor der Tür, und an vielen Flüssen und Seen in Süddeutschland beginnt die offizielle Badesaison in freier Natur. Auch Ruhr und Baldeneysee wurde jüngst wissenschaftlich attestiert, dass an vielen Sommertagen dort Baden ohne negative Folgen für die Gesundheit möglich ist. Offiziell gilt allerdings weiterhin das Verbot, und es fehlt ja auch an Badestellen, wie es sie früher gleich mehrfach in Essen gegeben hat. Das heißt: Reinkommen in die Ruhr ist auch aus ganz praktischen Gründen nicht so einfach.

Wolfgang Rohrberg ist einer, der sich damit nicht abfinden will. Der Geschäftsführer des Essener Sportbundes (Espo) hat dabei nicht allein das Vergnügen der Bürger im Auge, sondern auch den immensen Imagegewinn für die Stadt. Rohrberg kann sich noch an die Zeiten erinnern, als der Himmel über Essen alles andere als blau war. Dieses Problem ist behoben. „Und wenn wir demnächst noch sagen könnten, im namensgebenden Fluss des Ruhrgebiets ist offiziell wieder Baden und Schwimmen erlaubt, dann wäre das ein Traum und ein ganz starkes Signal unserer Stadt auch nach außen.“

Grün und Gruga hat "das Potenzial erkannt"

Seit Bekanntgabe der ermutigenden Schadstoffwerte, der ein dreijähriger Mess-Marathon verschiedener Uni-Institute und des Ruhrverbands vorausging, hat Rohrberg den Eindruck: Dieser Traum könnte realisierbar sein. „Die Ergebnisse der Studie dürfen jetzt nicht einfach in Aktenschränken verschwinden, wir sind fast verpflichtet, daraus etwas zu machen.“

Wenn Rohrberg „wir“ sagt, dann denkt er einerseits an die an Baldeneysee und Ruhr ansässigen Wassersportvereine, ohne deren praktische Bereitschaft zum Anpacken es nicht gehen wird. „Wir erwarten aber auch, dass die Stadt sich engagiert.“ Bei Bernd Schmidt-Knop, dem zweiten Werkleiter von Grün und Gruga, rennt Rohrberg da im Prinzip offene Türen ein: „Hier haben alle das Potenzial erkannt.“

Gründung einer Interessengemeinschaft

Basis sind Überlegungen, die frühen Flussbadestellen wieder zu eröffnen, etwa in Steele-Horst, im Bereich des Wehres in Steele, im Werdener Löwental und vor allem auf dem Gelände des früheren Licht- und Luftbades Baldeney, heute Seaside Beach. Wegen der bereits vorhandenen Infrastruktur gibt es hier vielleicht die größten Chancen auf eine nicht zu ferne Realisierung, allerdings zeigen sich auch die Grenzen der Idee.

Seaside-Betreiber Holger Walterscheidt ist nicht abgeneigt, hat aber Sorge vor einem Massenansturm, der den Charakter der Anlage völlig verändern würde. „Es wäre deshalb zu überlegen, ob nicht mehrere Badestellen öffnen können“, sagt Schmidt-Knop. Die verabredete Gründung einer „Interessengemeinschaft Ruhrbaden“ soll der nächste Schritt sein, um den Traum wahr werden zu lassen.