Essen. . Die Schausteller an der Essener Gruga sind vom Zuspruch in der ersten Kirmes-Woche enttäuscht. Während der Fußball-Weltmeisterschaft hätten sich die Essener lieber beim Public Viewing vergnügt – und dabei das Geld für den Rummel offenbar schon verjubelt, so vermuten die Schausteller.
Sie sind im Gute-Laune-Business tätig, doch momentan ist vielen von ihnen nicht nach Lachen zumute: Die Schausteller auf dem Gruga-Sommerfest klagen eine Woche nach der Eröffnung über schlechte Geschäfte. Oliver Müller, Sprecher der Interessengesellschaft Schausteller (IGS) ahnt auch, warum das so ist: „Nach der WM ist bei vielen eine gewisse Lethargie eingekehrt.“ Leute, die wochenlang ihre Abende beim Public Viewing verbracht haben, würden nun offenbar häuslich – und sparsam.
Schon der Final-Tag war eine Herausforderung für die Schausteller: Während am Sonntagabend 6500 Fans in der ausverkauften Grugahalle den WM-Sieg der Deutschen sahen, herrschte draußen vor der Tür auf Karussells und an Buden gähnende Leere. Dass der Kirmes-Platz aber Tage später an lauen Sommerabenden ähnlich verwaist sein würde, hatte sich niemand vorstellen mögen. „Die Leute haben wohl während der WM ihr Geld verpulvert“, sagt Melanie Lüdtke, die mit ihrem Mann einen Schmuckstand betreibt. Die beiden stammen aus Hamburg, sind erstmals in Essen, „und es ist unwahrscheinlich, dass wir noch mal kommen“. Dabei sei der Platz gut gelegen.
Standgebühren im Vergleich zu Crange & Co. akzeptabel
Dass die Flaute nicht dem Standort zuzuschreiben sei, glaubt auch Dieter Berndt, der an seinem Spezialitätenstand Schokofrüchte, Lebkuchenherzen und Zuckerwatte verkauft. „Unsere Familie kommt seit gefühlt 100 Jahren hierher.“ Der Platz sei gut, die Standgebühren im Vergleich zu Crange & Co. akzeptabel. Doch seit geraumer Zeit sehe er, dass Kinder und Jugendliche ihre Freizeit lieber mit Smartphone, PC und elektronischem Spielzeug verbringen als auf dem Rummel.
„Und diese Woche war furchtbar mau. Die WM war für uns eine Katastrophe.“ Die üppigen Bierpreise beim Fußballgucken hätten die Leute klaglos akzeptiert, aber ihm halte man vor, dass die Tüte Popcorn früher mal billiger war. Er fürchte sich schon vor dem Schlosspark-Fest in Borbeck, sagt Berndt, da habe er im vergangenen Jahr fast drauf gezahlt.
Schausteller setzt auf das Feuerwerk am Samstag
„Das Geschäft läuft unbefriedigend“, sagt auch Peter Paul, der mit dem „Flash“ eins der spektakuläreren Fahrgeschäfte betreibt. Auch Paul, der aus Bad Salzuflen kommt, ist erstmals auf dem Sommerfest – und will ihm noch eine Chance geben: „Das Wochenende muss man abwarten, vielleicht zieht das Feuerwerk am Samstag ja Besucher an.“
Auf einen starken Ausklang hofft auch Schausteller-Sprecher Oliver Müller. Zumal die benachbarten Flohmärkte Samstag und Sonntag besser besucht sind als wochentags – und sich Gruga-Trödel und Kirmes gegenseitig verstärken. Dass die große Rheinkirmes, die derzeit in Düsseldorf läuft, potenzielle Kunden abzieht, glaubt Müller nicht. „Die läuft schon seit zwei Jahren parallel, ohne dass uns das geschadet hätte.“
Immerhin habe sich der Familientag am Donnerstag nach zähem Beginn gut entwickelt. Das lasse doch hoffen. Wie formuliert Steven Müller vom Autoscooter „Race Instructor“ standesgemäß: „Wir wollen die letzten Tage noch mal Gas geben.“