Essen. . Der Ärger um das Projekt „Putzen für Bier“ in Essen wächst - obwohl der Versuch noch gar nicht gestartet ist. Nach den Bedenken und der Kritik der SPD und der Wohlfahrtsverbände erwägt die Suchthilfe Essen nun, das Pilotprojekt einzustellen. „Wir haben die Nase voll“, so die Suchthilfe-Leiterin.

Das „Putzen für Bier“-Projekt der Suchthilfe, das bundesweit für Aufsehen sorgt, könnte noch bevor es überhaupt gestartet ist schon vor dem Aus stehen. „Wir haben die Nase voll“, sagte Bärbel Marrziniak von der Suchthilfe am Donnerstag. Sie habe den Eindruck, die Suchthilfe sei mit ihrem Projekt „Pick up“ zum Spielball unterschiedlicher Interessen geworden. „Bei diesem Spiel wollen wir aber nicht mit am Tisch sitzen. Dann lassen wir das Ganze besser. Wir haben auch so genug zu tun“, meint Bärbel Marrziniak.

Bei der Suchthilfe ist man sichtlich sauer darüber, dass es zuletzt immer mehr Bedenken gegen das Projekt gab und die bereits mehrfach zu Verzögerungen geführt haben. Erst sollte das Sozial-Projekt Anfang Mai starten, dann im Juni und zuletzt hieß es: frühestens im September. Bei dem Projekt, das sich die Suchthilfe in Amsterdam abgeschaut hat, sollen Drogenabhängige aus der Trinkerszene Teile der Innenstadt reinigen. Es ist als Ein-Euro-Job geplant und soll den Betroffenen eine Tagesstruktur geben und sie während dieser Zeit von den Brennpunkten der Trinkerszene fernhalten. Um die Teilnehmer überhaupt für die Arbeit zu motivieren und sie dazu zubringen, durchzuhalten, sollen sie Bier ausgeschenkt bekommen.

SPD stört sich am Bier

Dagegen hatte vor allem die SPD Bedenken angemeldet. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Projekt auch ohne Alkohol als Anreiz funktioniert“, hatte Karlheinz Endruschat, der sozialpolitische Sprecher der SPD gesagt. Bärbel Marrziniak hält dagegen, dass es in der Suchthilfe viele Ansätze gebe, die ihre Berechtigung haben.

Auch interessant

Auch die Freien Wohlfahrtsverbände gehören zu den Kritikern des Projekts und forderten von der Stadt ein Konzept für das gesamte Stadtgebiet. Die Suchthilfe wirbt jedoch dafür, erst einmal klein anzufangen, bei einem Erfolg könne man „Pick up“ immer noch ausdehnen. Laut Medienberichten sollen sich die Wohlfahrtsverbände außerdem daran gestoßen haben, dass sie von dem Plan erstmals aus der Zeitung erfahren haben.

Renzel: Ich glaube nicht an ein Aus

Mit ihrer Androhung, das Projekt ganz einzustellen, will die Suchthilfe letztlich jetzt ein Bekenntnis aller Beteiligten einfordern. Bärbel Marrziniak macht deutlich, dass auch die Zeit drängt. Zwei Forscherinnen wollen das Projekt wissenschaftlich begleiten. „Sie haben ein Recht darauf zu erfahren, ob sie darüber ihre Doktor- bzw. ihre Masterarbeit schreiben können.“ Auch von außerhalb gebe es immer wieder interessierte Fragen, was aus dem Projekt werde. Doch man könne immer wieder nur mit Achselzucken darauf reagieren. „Wir wollen eine Entscheidung, sonst lassen wir’s“, unterstreicht sie.

In einer ersten Reaktion erklärte Sozialdezernent Peter Renzel am Donnerstag, dass er nicht an ein Aus glaube.