Essen. . Der „Borbäcker Siebers“ feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Familienunternehmen kann auf erlebnisreiche Vergangenheit zurückblicken

Als sich der 26-jährige Bäckermeister Franz Siebers seinen Traum vom eigenen Betrieb erfüllte, hätte das Timing nicht viel schlechter sein können. Kaum drei Monate bei der Arbeit, musste er in den Krieg und seine Frau Johanna war verantwortlich für das Geschäft am Bahnhof Borbeck. Ein schlechter Start? In diesem Jahr feiert der „Borbäcker Siebers“ seinen 100. Geburtstag.

„Das war in der Tat ein schwieriger Anfang. Meine Großmutter musste sich fast fünf Jahre lang um die Bäckerei kümmern“, berichtet Enkel und Geschäftsführer Bernd Siebers. Doch – wie so oft in der bewegten Geschichte des Familienunternehmens – es ging weiter. Hilfe kam aus dem großmütterlichen Zweig der Familie. Dort wurde ebenfalls gebacken, die Schaeppers belieferten in den Kriegsjahren das Ladenlokal der Siebers. Für ortskundige: Später sollte hier Möbel Knümann einziehen.

Heil geblieben und geschäftstüchtig

Doch vorher kam Franz aus dem Krieg, heil geblieben und geschäftstüchtig. Die Bäckerei florierte, man konnte Geld an die Seite legen. „Das hätte gereicht, für die sieben Kinder ein großes Haus zu bauen. Mein Großvater wollte aber keine Schulden machen, brachte alles zu einer Privatbank“, schildert Bernd Siebers. Die Inflation kam, alles war weg. Es folgten harte Jahre.

Und der nächste Krieg. „Aus den Erzählungen meiner Tante weiß ich, dass die Geschäfte der Familie Schaeppers reihenweise kaputt gebombt worden sind. Zusammen mit den Siebers verkaufte man dann im Krieg Backwaren aus dem Auto heraus“, so Bernd Siebers. Auch sein Vater Franz-Josef musste in den Krieg. Zurück aus der Gefangenschaft – glücklicherweise der französischen – war er erst 1949. Auch er nahm gleich wieder die Geschäfte auf. Wieder ging es weiter, wieder kam Hilfe aus der Familie – diesmal aus anderer Ecke.

In den 1950ern ging es aufwärts

Die Backstube an der Leipziger Straße in Frohnhausen hatte den Krieg nicht überstanden. Platz war knapp und da traf es sich gut, dass die Eltern der frisch eingeheirateten Maria an der Schmalen Straße in Borbeck ein Fuhrunternehmen betrieben. Heute schwer vorstellbar, renovierte man den ehemaligen Stall, in dem fortan die Brötchen gebacken werden sollten. Und das bis zum großen Umzug auf das Econova-Gelände 2007.

Eine neue Heimat fürs Geschäft fand man wieder am Borbecker Markt. „In den 1950ern ging es aufwärts. Im Jahr 1959 – ausgerechnet am Hochzeitstag der Eltern – kam ich auf die Welt“, erzählt Bernd Siebers, bis heute in führender Funktion. Er war das einzige der drei Kinder, das in die Fußstapfen der Eltern treten sollte. Früher als gewollt: Drei Monate nach Beendigung seiner Ausbildung bei der Konditorei Broich starb der Vater.