WM-Fan schmückt Straße in Essen nach Sturm erneut mit Deutschlandflaggen
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Essen. . Gerüstbauer aus Altendorf hatte die Rullichstraße mit knapp 300 Flaggen verziert – dann kam der Pfingstmontag - und Sturm “Ela“. Doch mittlerweile hängen schon zwei Drittel der Flaggen wieder, der Rest soll folgen: „Das war ein Schock fürs Leben.“
Er war im Fernsehen, er war in den überregionalen Zeitungen, und in Essen kennt man ihn mittlerweile sowieso: Achim Klimmeck (58), Gerüstbauer aus Altendorf, ist „Mister Deutschlandfahne“. Diese Zeitung nannte ihn so, das war in einem Bericht am Donnerstag, 5. Juni. Drei Tage vor dem Sturm.
Klimmeck hatte in den vergangenen Wochen knapp 300 Flaggen in der Rullichstraße aufgehängt, professionell montiert mit Draht und Ösen im Textil, und alle teilnehmenden Länder der Fußball-WM waren als Flagge vertreten. Klimmeck macht das schon länger so, und bei jedem großen Fußballturnier machen von Mal zu Mal immer mehr Nachbarn mit, die Rullichstraße könnte man mittlerweile getrost als inoffizielle WM-Meile der Stadt bezeichnen. Bloß, dass es da kein Public Viewing gibt. Noch nicht.
"Ein Schock fürs Leben"
Aber dann kam das Unwetter. Klimmeck hörte am Montagabend plötzlich „seltsame Geräusche“, und dann: „Eine Fahne nach der anderen riss ab, es machte nur noch ,peng peng peng’.“ Er schaute aus dem Fenster und konnte es kaum fassen. Für ihn, der mehrere Wochen Arbeit und eine ungenannte, aber bedeutende Summe Geld in sein Hobby gesteckt hat: „Ein Schock fürs Leben.“ Schlafen konnte er in dieser Nacht keine Minute mehr.
Essen in WM-Stimmung
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Die Fahnen waren regennass und entsprechend schwer, „wenn dann der Sturm mit 140 km/h hier reindonnert, da bleibt nichts hängen.“ Alle kamen herunter, bis auf die Flaggen in der letzten Reihe. Immerhin: Kein Baum in der engen Rullichstraße ging zu Boden, aber natürlich viele Äste und Gestrüpp, die Anwohner räumten in der Nacht sofort auf. An Klimmecks Wohnhaus musste ein Fallrohr dran glauben, das liegt jetzt zerstört auf einem Baumbeet, und die ganzen Flaggen, die die Front seines Blocks verzieren, sowieso: „Sehen Sie da“, Klimmeck zeigt auf lose hängende Drähte, „das ist alles locker, das muss ich alles noch neu machen.“ Selbst riesige Klebebuchstaben hat der Sturm vom Stoff geknibbelt, ein schwarzrotgoldenes Textil war mit weißen Lettern verziert. Jetzt steht da nur noch „DEUTSCHLA“.
Liebe zu Fahnen erstmals 2006 richtig ausgelebt
Zerstört wurden die knapp 300 Flaggen nicht, er sammelte sie wieder auf, doch einige kamen ihm abhanden, „da wollten sofort welche was klauen.“
Einen Tag später stand Klimmeck wieder auf der Leiter. „Da weißt du erst gar nicht, wo du anfangen sollst. Aber alle haben mitgeholfen, trotzdem dauert es lange. Es kann ja immer nur einer auf der Leiter stehen, was will man machen.“
Als die WM in Deutschland zu Gast war, im Jahr 2006, da hatte Klimmeck seine Liebe zu Flaggen, die ihn seit seiner Kindheit begleitet, erstmals so richtig ausgelebt – und in seiner Wohnumgebung alles schwarz-rot-gold gemacht. Mit jedem großen Turnier kamen dann mehr Textil dazu, die Flaggen hortet Klimmeck, luftdicht verpackt, im Keller, und vor jedem Fußball-Ereignis kommen die Flaggen ‘raus, werden gewaschen - und dann aufgehängt.
Mittlerweile, Tage nach dem Sturm, sind zwei Drittel der Flaggen wieder montiert. Am Donnerstag, dem Tag der WM-Eröffnung, ist ihm am Nachmittag klar, dass er zum Anstoß nicht mehr komplett fertig werden wird: „Das ist jetzt eben so.“ Aber diesen Schicksalsschlag hinzunehmen, fällt ihm schwer: „Ich merke, dass mir langsam die Kraft fehlt. Da steckt ja auch eine Menge körperlicher Arbeit drin.“ Er muss nicht alles neu anschaffen; viele Drähte lassen sich flicken und überbrücken – doch der Aufwand ist beträchtlich. Doch wahre Leidenschaft lässt sich nicht unterkriegen.
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