Albtraum-Szenario im Grugapark - 200 Bäume werden gefällt
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Essen. Die Orkanschäden im Grugapark sind noch größer als angenommen: Mehr als 200 Bäume sind entwurzelt oder müssen gefällt werden, vielleicht sogar mehr. Der Park bleibt noch mindestens zwei Wochen geschlossen und wird auch danach nicht mehr der sein, der er war.
Ach wäre es doch ein Albtraum. Man würde schweißnass wach, riebe sich verwundert die Augen und würde erleichtert feststellen: alles nur geträumt. Doch dieser Albtraum ist real. Der Grugapark ist nicht mehr wieder zu erkennen. Spontan fällt einem Steven Spielbergs Jurassic Park ein. Jener Streifen aus Hollywoods Traumfabrik, in dem zum Leben erweckte Dinosaurier durchs Unterholz brechen, um eine Handvoll Filmhelden zu verspeisen. Der riesige Ahorn am Wegesrand sieht jedenfalls so aus, als habe ihn Tyrannosaurus Rex persönlich aus dem Weg geräumt.
Als der grüne Riese fiel, riss er den asphaltierten Fußweg zur Hälfte auf. Erdreich und Randsteine haften in zwei Metern Höhe am Wurzelteller. Ein bizarrer weil unwirklicher Anblick.
Sturmschäden in Bochum
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Spuren wie diese hat der Orkan vielerorts im Grugapark hinterlassen, als er am Montagabend über den Park hereinbrach. Am zweiten Tag nach diesem gewaltigen Naturereignis muss Parksprecher Eckart Spengler die Bilanz des Schadens deutlich nach oben korrigieren: Mehr als 200 Bäume sind entwurzelt oder so stark beschädigt, dass sie in den kommenden Tagen und Wochen gefällt werden müssen. Vielleicht sogar mehr. Fest steht: Für die Öffentlichkeit bleibt der Park erst einmal aus Sicherheitsgründen gesperrt, und dies nicht nur eine Woche wie noch am Vortag angekündigt, sondern zwei Wochen. Und auch das klingt optimistisch angesichts der vielen schweren Äste die der Orkan abgerissen hat und die nun bedrohlich in den Kronen der Bäume hängen. Ein Windstoß könnte genügen...
Spaziergänger brächten sich in Lebensgefahr. Das rot-weiße Flatterband, das Parkmitarbeiter hier und dort gespannt haben, würde Besucher davon nicht abhalten, ist Spengler überzeugt. Die Kids-Parade, zu der am 22. Juni Tausende von Kindern auf der Tummelwiese erwartet wurden, hat die Parkleitung deshalb vorsorglich abgesagt. Aber es gibt nicht nur Hiobsbotschaften: Oktorail, die Miniaturwelt in der Orangerie öffnet nach Angaben des Veranstalters schon am heutigen Donnerstag wieder, zu erreichen ist die Ausstellung ausschließlich über den Eingang an der Virchowstraße. Der Zutritt in den Park bleibt Besuchern allerdings verwehrt. Auch die Kita am Grugabad öffnet heute wieder, die Kinder werden über einen freigeräumten und durch Absperrungen gesicherten Weg dorthin geleitet.
Auch erfährt Grün & Gruga viel Hilfsbereitschaft. „Die Leute rufen an oder schreiben uns auf Facebook, sie wollten mit anpacken“, berichtet Eckhart Spengler und muss die Hilfe doch dankend ablehnen. Das Risiko wäre zu groß. Einen besonders eifrigen Helfer trafen Parkmitarbeiter am Dienstag an, als er - unzureichend geschützt durch einen Fahrradhelm - dabei war, ein Freiluftschachbrett von Ästen freizuräumen, damit dort so schnell wie möglich wieder gespielt werden könne. Eckart Spengler, schachmatt ob so viel Naivität, lächelt gequält, als er davon erzählt. Nein, das Ganze ist alles andere als ein Spiel. Allein der finanzielle Schaden dürfte in die Hunderttausende gehen. Und mit den Folgen des Orkans werden Besucher noch sehr lange leben müssen. So mancher vertraute Baum, der das Bild der Gruga seit Jahrzehnten geprägt hat, wird noch weichen müssen, weil seine Äste gebrochen oder zerfetzt sind. Der Park, sagt Spengler, wird nicht mehr der sein, der er war.
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