Essen. . Das Modkaufhaus Peek & Cloppenburg will seine Verkaufsfläche auf das benachbarte Baedekerhaus in der Essener Innenstadt ausdehnen. Ein entsprechender Bauantrag liegt bei der städtischen Verwaltung bereits vor. Der Denkmalschutz sieht das zwar kritisch, zeigt sich aber gesprächsbereit.
Das Baedekerhaus zählt zu den wenigen stadtbildprägenden Gebäuden in der Innenstadt. Nicht nur Literaturfreunde dürften bedauern, dass der in den späten 1920er Jahren nach den Plänen des städtischen Hochbauamtsleiters Ernst Bode errichtete imposante Bau an der Kettwiger Straße nahezu komplett leer steht, seit die Buchhandlung Thalia im September 2012 ihre Regale für immer geräumt hat.
Nun aber tut sich etwas hinter den Kulissen. Wie Roland Graf, Leiter des Stadtplanungsamtes auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte, liegt seiner Behörde mittlerweile ein Bauantrag der Düsseldorfer Peek & Cloppenburg KG für den Umbau des Baedekerhauses vor.
Wie berichtet, will der Betreiber des benachbarten Textilkaufhauses sein Geschäft erweitern und strebt dafür eine Nutzungsänderung für das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss des Baedekerhauses an. P & C hat dafür den langfristigen Mietvertrag übernommen, den die National-Bank mit Thalia abgeschlossen hatte. Laufzeit: zehn Jahre. Der Haken: Seit 1987 steht das Baedekerhaus unter Denkmalschutz, die Untere Denkmalbehörde hat beim gewünschten Umbau also ein gehöriges Wörtchen mitzureden.
Die Peek & Cloppenburg KG will sich zu ihren Plänen nicht weiter äußern, bekannt geworden ist aber, dass dem Kaufhausbetreiber an einer durchgehend ebenerdigen Verkaufsfläche im Erdgeschoss gelegen ist. P & C würde seine heutige Verkaufsfläche so um 1500 Quadratmeter vergrößern. Um das Gefälle der Kettwiger Straße auszugleichen müsste dafür der Fußboden im Baedekerhaus um bis zu 80 Zentimeter abgesenkt werden.
Nicht nur deshalb sieht die Untere Denkmalbehörde den Eingriff kritisch, sondern auch weil ein als historisch bedeutend eingestuftes Nebentreppenhaus weichen müsste. Gänzlich verschließen wollen die städtischen Denkmalpfleger sich dem Vorhaben allerdings nicht, wurde das „Innenleben“ des Baedekerhauses doch bereits in den 1990er Jahren weitreichend umgebaut; Aufzug und Aufgang in die obereren Etage rühren aus dieser Zeit. Maßgeblich dürfte letztlich die Einschätzung des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege sein.
Und dann wäre da noch jenes kleine, aber exklusive Geschäft mit den hochpreisigen Chronometern in der Schaufensterauslage. Das schmale Ladenlokal im Baedekerhaus liegt quasi an der Nahtstelle der von P & C beabsichtigten Erweiterung, ist seit zwölf Jahren am Platze und de facto im Weg. Läuft die Zeit nun ab? In den Plänen, die dem Bauordnungsamt zur Genehmigung vorliegen, taucht das Ladenlokal jedenfalls nicht mehr auf, was auch den Inhaber überraschen dürfte, denn der hat nach eigenen Worten bislang nur aus der Zeitung erfahren, dass sich der große Nachbar gerne ausdehnen möchte.
Ach so: Der Mietvertrag für den kleinen Laden läuft noch bis 2018.