Essen-Bredeney. . An der Bredeneyer und Zeunerstraße ist ein moderner Wohn- und Geschäftskomplex geplant. Anwohner sorgen sich um den Stadtteil-Charakter und fürchten mehr Verkehr, vor allem in der zweijährigen Bauzeit. Bauherr ist der Verband öffentlicher Versicherer.

Die Pläne für den Bau eines neuen drei- bis viergeschossigen Wohn- und Geschäftshauses stellten Vertreter des Stadtplanungsamtes jetzt den Bürgern in der Aula der Goetheschule vor. Grundstückseigentümer, Bauherr und Initiator des Projekts, das von weiteren städtebaulichen Maßnahmen flankiert werden soll, ist der Verband öffentlicher Versicherer. Für den Neubau müssen vorhandene Gebäude im Zentrum Bredeneys zwischen Bredeneyer und Zeunerstraße abgerissen werden. Der vorhandene „Kaiser’s“-Supermarkt, der mit 450 Quadratmetern Verkaufsfläche und fehlenden Parkmöglichkeiten nicht mehr zeitgemäß sei, kann sich dann auf 1530 Quadratmeter Verkaufsfläche im Erdgeschoss erweitern.

Zusätzlich sollen in den Obergeschossen und im Innenhof etwa 50 Mietwohnungen entstehen. Von den 95 Plätzen in der Tiefgarage sollen 60 den Bewohnern und 35 den Supermarkt-Kunden zur Verfügung stehen. Das Areal, das der Verband öffentlicher Versicherer bebauen will, umfasst den bestehenden Supermarkt, einen Garagenhof, ein leer stehendes Wohnhaus und den Bereich der Tankstelle an der Zeunerstraße. Der Tankstellen-Pächter habe aber noch einen Vertrag mit Verlängerungsoption und genieße vorerst Bestandsschutz. Was später mit der Fläche geschehe, sei noch offen.

Aufwertung für den Stadtteil

Benedikt Gabor vom Verband öffentlicher Versicherer geht davon aus, dass man Ende 2015 oder Anfang 2016 mit dem Neubau starten könne. Bezugsfertig soll der Komplex Anfang 2018 sein.

Für den „Kaiser’s“-Markt suche man für die Bauzeit nach einer Ausweichfläche im Umkreis von 500 Metern, wo der Verkauf in Containern weitergehen könne. Mit den noch in den Häusern wohnenden fünf Mietparteien führe man Gespräche über Aufhebungsvereinbarungen, so Gabor.

Die Vertreter von Bauherr und Verwaltung sehen das Projekt als Aufwertung für den Stadtteil. Gleichzeitig räumen die Stadtvertreter ein, dass durch die Erweiterung des Geschäfts und die zusätzlichen Anwohner rund 500 Autos pro Tag den Bereich befahren würden. Dreimal täglich würde der Supermarkt beliefert, was ungefähr dem heutigen Stand entspreche, da es im alten Markt kaum Lagerfläche gebe. Mit mehr Verkehrslärm, zusätzlichen versiegelten Flächen und Verschattung durch die höheren Gebäude sei zu rechnen.

Die Bürger befürchten nicht nur deutlich mehr Verkehr, vor allem während der Bauphase, sondern auch, dass durch den Abriss des Blocks die historischen Fassaden durch einen kolossartigen, massiven Neubau ersetzt werden. Einige Bürger bezweifeln auch die Notwendigkeit des großen Supermarktes, da es im nahen Alfredusbad schon ähnliches gebe.

Areal hinter dem Rathaus als Ersatzfläche

„Ein Geschäft mit Vollsortiment ist auf jeden Fall eine Bereicherung für Bredeney, weil viele ältere Leute darauf angewiesen sind, ihre Einkäufe zu Fuß zu erledigen“, sagt Lutz Weiler, Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Bredeney attraktiv“, der selbst ein Delikatessen-Geschäft auf der Bredeneyer Straße führt. Im Umfeld, zum Beispiel in Rüttenscheid und Haarzopf, gebe es große Vollsortimenter, die Kaufkraft aus Bredeney abziehen würden, wenn es dort keinen vergleichbaren Laden gebe. „Es ist alles gut, was Bredeney am Leben erhält“, betont Weiler und verweist darauf, dass bereits jetzt zahlreiche Fachgeschäfte im Stadtteil durch Nagelstudios oder ähnliches ersetzt worden seien - ein Trend, den Weiler kritisch sieht.

Die Bedenken der Bürger, dass dem Neubau einige Fassaden zum Opfer fallen, die das Stadtteilbild prägen, teilt Weiler nicht. „Es gibt viele schöne, erhaltenswerte Häuser an der Bredeneyer Straße. Aber gerade die Fassade des Hauses, in dem sich ,Kaiser’s’ befindet, lebt eigentlich nur von aufgemalter Farbe.“ Wichtig sei, dass „Kaiser’s“ auch während der Bauzeit vor Ort bleiben könne. „Als Ersatzflächen kommen eigentlich nur das Areal hinter dem Rathaus oder - noch eher - die Marktfläche in Frage“, vermutet Weiler.