Essen. Die „Allianz Essener Demokraten“ scheidet die Geister: Ist die Kandidatur der Migranten-Liste für den Rat das Ende der Integration – oder erst deren Anfang?
Nicht weniger als 19 Parteien treten am Sonntag bei den Kommunalwahlen an, um Sitz und Stimme in Rat und Bezirksvertretungen zu erobern. Aber nur eine sagt schon jetzt von sich: Schön wär’s, wenn wir beim nächsten Mal kein Interesse mehr haben mitzumachen.
Denn dann, so glaubt die „Allianz Essener Demokraten“, ein Bündnis aus Migranten verschiedener Herkunftsländer, hätte sie ihr Ziel erreicht: Den vielen Menschen mit einer Zuwanderungsgeschichte in Essen Gehör in den etablierten Parteien zu verschaffen. Ein „Denkzettel“ soll die recht kurzfristig aus dem Boden gestampfte Kandidatur sein, ein Versuch, „ungefiltert“ Belange und Interessen der Migranten in jene Politik einzuspeisen, von der man sagt: Wir wurden immer vertröstet und nie wirklich ernst genommen. „Parteien machen das gerne, damit sie irgendeinen vorzeigen können, es geht um eine Zweckgemeinschaft“
"Erst mal gelernt, wie Politik funktioniert"
Ihr Zweck dagegen ist – sich selbst „irgendwann überflüssig“ zu machen. Das wäre „in Ordnung“, sagt Muhammet Balaban, Spitzenkandidat der AED, der jetzt gemeinsam mit Azzadine Karioh (Platz 2 der Rats-Reserveliste) und Harun Kazoglu zum großen NRZ-Interview zu Gast war: „Es soll ein Ruck durch die politische Landschaft gehen!“
Ob dafür die Kandidatur in nur 19 der 41 Essener Kommunalwahlbezirke ausreicht, muss sich erst noch erweisen. 30 Bezirke waren angepeilt, doch es mangelte an Unterstützungs-Unterschriften. „Unser Fehler“, heißt es bei der AED: In Unkenntnis der Rechtslage hätten die Sammler die Listen oft nur ausgelegt, viele Unterzeichner ohne deutschen Pass mussten später bei der Kontrolle durchs Wahlamt als ungültig gestrichen werden. „Für uns war das alles neu, wir haben erst mal gelernt, wie Politik in der Kommune funktioniert.“Sie wollen draus lernen, fürs nächste Mal. Wenn es dann noch nötig ist. Kommunalwahlen 2014