Essen. . Die „Gustav Heinemann“-Ausstellung in der Marktkirche widmet sich dem Engagement des früheren Oberbürgermeisters und Bundespräsidenten für die „Bekennende Kirche“. Der Anlass: Vor genau 80 Jahren setzte die „Barmer Erklärung“ ein Zeichen gegen Gleichschaltung und Nazi-Ideologie.

Ende Mai 1934. Hitler regiert schon ein Jahr mit brutaler Faust, Staat und Gesellschaft sind rücksichtslos „gleichgeschaltet“ und vor evangelischen Gotteshäusern weht die Hakenkreuzfahne. Da, mitten in der Finsternis, entfachen couragierte Christen der „Bekennenden Kirche“ ein Leuchtfeuer, indem sie die „Barmer Erklärung“ verabschieden: ein Dokument des Anstands. Einer dieser Aufrechten ist der spätere Essener Oberbürgermeister und Bundespräsident Gustav Heinemann (1899 - 1976).

Genau achtzig Jahre später erinnert in der Marktkirche die Ausstellung „Gustav Heinemann - Christ, Politiker und Bundespräsident“ an dieses hochpolitische Ereignis. „Essen“, sagt Altstadt-Pfarrer Steffen Hunder, „war damals Hochburg der Bekennenden Kirche“. Und Gustav Heinemann, der Presbyter, Altstadtpfarrer Friedrich Graeber sowie der spätere Präses Heinrich Held, sind ihre mutigen Anführer.

Die sechs Thesen der „Barmer Erklärung“, die im Gottesdienst am 25. Mai um 10 Uhr zum Auftakt der Ausstellung feierlich verlesen wird, setzten im „Dritten Reich“ ein klares Zeichen der Abgrenzung gegenüber den nazi-ergebenen „Deutschen Christen“: gegen „Heil Hitler“ brüllende Pfarrer, die in brauner SA-Uniform auf die Kanzel stiegen, gegen Antisemiten und Verbohrte, die in Jesus Christus einen Arier und im Diktator den Messias sahen.

Ausstellung läuft bis zum 20. Juni

Peter Heinemann (78) wird an dem Gottesdienst mitwirken. Der Sohn, jüngstes von vier Kindern und ebenfalls aktiver evangelischer Christ, weiß nur allzu gut, welch innige Beziehung Gustav Heinemann zu diesem Dokument des Ungehorsams hatte. Er sagt: „Mein Vater hat die Barmer Erklärung zeitlebens in der Brieftasche bei sich getragen.“

Die Marktkirche und die „Barmer Erklärung“

An Wilhelm von Arnim-Lützlow, einen weiteren Teilnehmer der Bekenntnissynode, erinnert Enkel Henning Aretz (Bergerhausen), Politiker und Presbyter, mit einer Lesung: 30. Mai, 18.30 Uhr.

Marktkirche im Netz: marktkirche-essen.de; Anschrift: Markt 2.

Die „Barmer Erklärung“ ist in jedem evangelischen Gesangsbuch abgedruckt.

Die Ausstellung in der Marktkirche dauert bis zum 20. Juni und ist täglich bis auf die Mittagsstunde geöffnet. Große, bebilderte Tafeln illustrieren die Lebensstationen Gustav Heinemanns. „Mein Vater mag häufiger die Parteizugehörigkeit gewechselt haben, aber seiner Grundüberzeugung ist er stets treu geblieben“, sagt der Sohn. Er nennt den Vater einen Christen und Demokraten, einen Bildungs- und Besitzbürger, einen Marktwirtschaftler und Freiheitsliebenden, kurz: einen, „der sich nicht verbiegen ließ.“

Den Christen in den Vordergrund rücken

Das „Zeitzeugengespräch“ zwischen Peter Heinemann und Pfarrer Steffen Hunder wird daher nicht nur den Politiker, Minister und Präsidenten, sondern eher den evangelischen Christen Gustav Heinemann in den Vordergrund rücken: den „Laienbruder“ und Synodalen. Der Pfarrer erinnert an Heinemanns wiederholte Standfestigkeit in der Nazi-Diktatur. Etwa an den Christen, der im Keller seines Hauses Flugblätter druckte. Oder an den Standfesten, der sich über Schikanen einfach hinwegsetzte. „Als die Nazis eines Sonntags einen Gottesdienst in der alten Pauluskirche verboten, mietete Gustav Heinemann kurzerhand die Börse an, damit gebetet und gepredigt werden konnte“, berichtet Hunder.