Werdener Schatzkammer - Kirchenpracht in schlichtem Ambiente
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Essen. Die Schatzkammer neben der St. Ludgerus Basilika in Essen-Werden ist klein, aber bedeutend: Bronzekreuz, Messkelch und die Reliefs aus dem 11. Jahrhundert genießen Weltrang. In der Ausstellung werden 90 Exponate gezeigt. Neu sind Klimaanlage und eine besucherfreundliche Konzeption.
Das Tageslicht fällt an diesem stark bewölkten Vormittag noch spärlicher als sonst durch die Jalousien ins Erdgeschoss der Werdener Schatzkammer. Und das ist gut so: Denn grelle Sonnenstrahlen würden die hier ausgestellten mittelalterlichen Kostbarkeiten, die im Laufe von mehr als tausend Jahren Krieg und Besetzung, Plünderungen und Verheerungen überstanden haben, langsam aber sicher zerstören.
Damit sich Besucher und Exponate in diesem Kleinod direkt neben der ehrwürdigen St. Ludgerus Basilika künftig noch wohler fühlen, haben sie die Schatzkammer jetzt endlich mit einer nagelneuen Klimaanlage ausgestattet. Damit nicht genug: Eine neue und größere Beschriftung, die zudem auf den neuesten wissenschaftlichen Stand gebracht ist, hebt den Kunstgenuss ebenso wie die chronologische Anordnung der Skulpturen und Gemälde, Handschriften und Textilien, Kelchen und Monstranzen. Andrea Wegener, die Geschäftsführerin, streift weiße Latexhandschuhe über und öffnet vorsichtig die Vitrine zu einem Juwel der ganzen Ausstellung. Es ist der „Kelch des Hl. Liudger“, der bezeichnenderweise die Inventarnummer 1 trägt. „Das ist unter den ältesten Messkelchen der Welt der kleinste“, strahlt die Kunsthistorikerin, und fügt hinzu: „Er verblüfft durch dieselbe Schlichtheit wie das Werdener Kruzifix.“
Weltweit einmalige Kostbarkeiten in der Schatzkammer Werden
Die Schatzkammer St. Ludgerus, die, erst 1979 eröffnet, eine der bedeutenden in Deutschland ist und weltweit einmalige Kostbarkeiten, bewahrt, besticht durch den charmanten Gegensatz von schlichter sachlicher Hülle und jahrtausendalter, mythenumrankter Kirchenkunst - und weniger durch eine verschwenderische Pracht aus Gold, Silber und Edelsteinen.
Das ist EssenDie Ausstellung, nur ein Überrest des opulenten Schatzes der Benediktinerabtei, verteilt sich mit 90 Exponaten sehr übersichtlich auf zwei Ebenen, die mit schwarzem Granit ausgeschlagen sind. Mittendrin in der quadratischen Öffnung steigt eine rostrote Wandscheibe mit dem verblüffend schlichten und feingearbeiteten Bronzekruzifix, dem Highlight des Hauses, auf. Der Laie mag auf Anhieb auf moderne Kunst des 20. Jahrhunderts tippen, dabei wurde es schon im Jahr des Herrn 1060 gegossen. Natürlich in Werden. Lange Zeit ließ man den Betrachter im Irrglauben, schon Karl der Große (747 - 814), der Frankenkaiser höchstpersönlich, habe dieses Kreuz getragen, als er die heidnischen Sachsen missioniert habe.
Auf Erstbesucher, erst recht Kunstinteressierte, übt die Werdener Schatzkammer eine faszinierende Wirkung aus - denn nur die wenigsten haben im Essener Süden einen solchen Kirchenschatz von Weltrang erwartet. Andrea Wegener schwärmt im Untergeschoss von den 1000 Jahre alten Reliefs aus Sandstein. Sie zeigen gebildete und schick gewandete Damen, ganz in der Mode des 11. Jahrhunderts. „Ich bin richtig in sie verliebt“, gesteht sie. Und glaubt sogar zu wissen, wer diese geheimnisvollen Damen sind. „Es müssen die Essener Stiftsfrauen sein.“
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