Essen. . Das Essener Grugabad rüstet auf: Mehr Sicherheitspersonal und Überwachungskameras sowie zügige Hausverbote soll Pöbeleien und Belästigungen verhindern.

Den ersten Ärger gibt’s schon, da sind sie noch gar nicht im Bad: Ein Schubser hier und ein Rempler dort, ein paar provozierende Sprüche und vordrängeln an der Kasse, dann sind sie drin. Das Sommertheater kann beginnen.

Denn wo andere die Abkühlung suchen, mögen sie es richtig heiß: Vor allem das Grugabad ist für sie Bühne, um sich zu produzieren und andere zu provozieren. Sie lärmen, spucken, benehmen sich wie die sprichwörtliche offene Hose, beschädigen das Inventar, gebärden sich wie die Chefs am Beckenrand und grapschen den Mädels gerne an den Hintern.

Damit soll Schluss sein. Bevor es in dieser Freiluftsaison richtig rundgeht im Essener Vorzeigebad Nummer eins, haben die städtischen Sport- und Bäderbetriebe gestern deutlich gemacht, dass sie Bade-Pöbeleien nicht mehr dulden wollen. Zu diesem Zweck wird das Sicherheitspersonal von derzeit sechs bis acht auf zehn Personen aufgestockt. Denen wird formell das Hausrecht übertragen, damit sie bei Unverbesserlichen Hausverbote aussprechen können

Sechs Kameras

Zudem rüstet das Grugabad auch technisch auf: Sechs Kameras an den neuralgischen Punkten im Eingangsbereich sowie am Sprungturm sollen mögliche Straftaten ahnden helfen. Wobei Sportdezernent Andreas Bomheuer sich gestern beeilte klarzustellen, dass die Aufnahmen aus datenschutzrechtlichen Gründen maximal zwölf Stunden gespeichert bleiben.

Der Dezernent tut sich ausgesprochen schwer damit zu formulieren, wen die Ordnungskräfte da eigentlich im Blick haben: Die eigens abgehaltenen Schulungen in „interkultureller Kompetenz“ zeigen aber, dass vor allem Angehörige anderer Kulturkreise mit der Haus- und Badeordnung in Konflikt geraten. Dabei bewegt sich der Ärger größtenteils unterhalb der Schwelle zur Straftat, ist aber groß genug, dass vor allem junge Frauen das Grugabad mittlerweile meiden.

Kurt Uhlendahl von den Sport- und Bäderbetrieben beschreibt das Problem so: „Es kann nicht sein, dass 20 Leute darüber entscheiden, wer den Sprungturm nutzen darf – und keiner davon ist vom Bad-Personal.“

Respekt ist abhanden gekommen

Wer das Sagen hat, muss man manchen Badegästen erst beibringen, weil der Respekt abhanden gekommen ist, sagen die Schwimmmeister. „Ja, wir setzen auf Abschreckung“, sagt Bomheuer, der noch einen Zwischenfall aus dem vergangenen Jahr im Hinterkopf hat: Damals war der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma von wartenden Badegästen schwer verletzt worden.

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Zu viel Hitze, zu viel Testosteron: Man will den Störenfrieden die Bühne nehmen, denn „ohne Bühne gibt’s auch kein Programm“, sagt Uhlendahl. Und mit dem einmal durchgesetzten Hausverbot ist es nicht getan. Stammpersonal anstelle ständig wechselnder Einsatzkräfte soll helfen, dass man seine Pappenheimer auf den 60.000 Grugabad-Quadratmetern auch wiedererkennt.

Und hernach sind bei jugendlichen Hitzköpfen im Rahmen von Hausbesuchen auch Gespräche mit den Familien geplant, Arbeiterwohlfahrt und Jugendamt sind dabei eingebunden. „Die sollen doch alle ihren Spaß haben“, sagt Georg Schwiderski, der Betriebsleiter im Grugabad, „aber das muss sich in einem Rahmen bewegen, wo alle glücklich sind“.