Essener Süden. .

Der erste Stich muss perfekt sitzen. Mehr als einen Versuch habe ich nicht. Wild drauf los stechen darf ich also auf keinen Fall. Ich knie hier mitten auf einem Feld am Buchholzhof im Essener Süden und ernte das erste Mal in meinem Leben Spargel – jedenfalls versuche ich es. Ganz so einfach ist es nicht, wie ich im Selbstversuch schnell merke.

Jochen Unterhansberg baut an der Meisenburgstraße – zwischen Kettwig und Schuir – seit rund zehn Jahren Spargel an. Der Landwirt nutzt dafür eine fünf Hektar große Fläche. Allein könnten er und sein Team diese Menge gar nicht bearbeiten. Daher bekommen sie während der Saison Unterstützung von acht Erntehelfern.

Wie der Lehmboden den Spargel beeinflusst

Über 22 Kilometer müssen diese dabei täglich laufen, um den Spargel aus der Erde zu holen. „Jeden Tag öffnen unsere Pflücker die Folien, um zu gucken, ob der Spargel gewachsen ist“, sagt Unterhansberg. „Wenn die Temperaturen niedrig sind, liegt die schwarze Seite der Folie oben – so kommt am meisten Wärme bei den Pflanzen an“, erklärt er. Sobald es aber wärmer wird, „drehen wir die Folie auf die weiße Seite um, damit der Spargel vor zu hohen Temperaturen geschützt ist.“ Außerdem verhindern die Folien, dass die Felder zu feucht werden. Das sei wichtig, da der Buchholzhof-Spargel auf Lehmboden wächst – wird dieser Boden nass, könne er steinhart werden. Durch den Lehmboden sei der Aufwand daher zwar wesentlich höher als bei Sand, „doch der Geschmack des Spargels ist auf Lehm einfach viel intensiver“, findet Jochen Unterhansberg.

Die Erntehelfer haben die Folie mittlerweile an die Seite gelegt. Sie fangen auf der anderen Seite des Feldes an und kommen mir entgegen. An einigen Stellen sehe ich jetzt auch die ersten Spargel-Köpfe aus dem Boden ragen. Diese Stangen sind groß genug, um sie aus der Erde zu holen und zu verkaufen. Bevor ich aber das Messer ansetzen und den Spargel ernten kann, muss ich ihn erst einmal ausbuddeln. Mit zwei Fingern schiebe ich also ganz vorsichtig den Lehm zur Seite, bis ich schließlich fast die ganze Stange sehe.

Mittlerweile kommen die Spargel-Käufer auch aus anderen Regionen extra zum Buchholzhof, erzählt Jochen Unterhansberg: Er habe Kunden aus Essen, Duisburg, Oberhausen und Düsseldorf, die seinen Spargel kaufen.

Voller Spargel-Ertrag erst im vierten Jahr

Um ihnen allerdings jedes Jahr frischen Spargel anbieten zu können, plant der Landwirt alles schon drei Jahre vor der eigentlichen Ernte: „In diesem Jahr pflanzen wir den Spargel an, damit er kräftig wird. Im folgenden Jahr ist die Pflanze dann noch schwach. Höchstens drei Wochen ernten wir dann davon ein bisschen Spargel. Im dritten Jahr können wir dann schon bis zu fünf Wochen von dieser Pflanze ernten, aber erst im vierten Jahr erzielen wir den vollen Ertrag.“

So günstig wie größere Betriebe könne Unterhansberg seinen Spargel dabei nicht anbieten: „Dafür produzieren wir hier einfach viel zu aufwändig“, erklärt er. „Allerdings hat der Kunde bei uns die Möglichkeit, direkt am Feld zu gucken, wo sein Spargel herkommt – da haben wir wirklich eine hohe Transparenz.“

Der reife Spargel ragt mittlerweile aus dem Boden, und der Lehm um ihn herum ist auch weg. Eigentlich muss ich jetzt nur noch das Messer am Spargel entlang in die Erde drücken und ihn von der Wurzel trennen – soweit die Theorie.

Nachdem ich mich langsam an der Spargelstange nach unten gearbeitet habe, schaffe ich es dann auch tatsächlich. Irgendwie. Da ist er also, mein erster selbst geernteter Spargel. Besonders schnell war ich allerdings nicht wirklich – die Erntehelfer sind schon längst mit ihren vollen Körben bei mir angekommen.