Zur Erntesaison hat der Landwirt Jochen Unterhansberg vom Buchholz Hof seit Jahren zehn bis 15 Erntehelfer aus Polen eingestellt. Sie bekommen jetzt noch 7 Euro. In der nächsten Saison soll auch für sie der Mindestlohn gelten.
Wenn der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro kommt, werden 2015 auch Spargel und die Erdbeeren (NRZ berichtete) teurer. Die Experten des Deutschen Bauernverbandes gehen bei diesen Produkten von Preissteigerungen zwischen zehn und 30 Prozent aus.
„Von mir aus könnten die Erntehelfer ja auch 15 Euro pro Stunde verdienen. Aber man darf ja nicht vergessen, dass alle Produkte auf dem Markt auch verkauft und von Kunden gekauft und bezahlt werden müssen“, sagt Landwirt Jochen Unterhandsberg.
Seine Familie bewirtschaftet bereits seit 1848 den Buchholz Hof am Flughafen in Raadt und setzt schon seit den 60er Jahren auf die Direktvermarktung ihrer Produkte. Deshalb sieht Unterhansberg der Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes und der damit zwangsläufig verbundenen Preiserhöhung auch gelassen entgegen. „Wir haben viele Stammkunden, die die Qualität unserer Produkte kennen und deshalb auch gerne bereit sein werden 20 oder 30 Cent pro Kilo mehr zu bezahlen.“
Aber er hat keinen Zweifel daran, dass die Kollegen, die große Handelsketten und Discounter beliefern und dabei vor allem über Masse und Preis punkten müssen, mit der Einführung des Mindestlohnes massive Probleme bekommen werden. Unterhansberg geht davon aus, dass künftig weniger Erdbeeren und Spargel aus deutschen Landen auf den Markt kommen und stattdessen durch die Konkurrenzware aus den Ländern ersetzt werden könnte, in denen es keinen Mindestlohn gibt. Denn nur fünf bis sechs Prozent der deutschen Kunden, so glaubt der 50-jährige Landwirt, seien bereit für höhere Löhne auch höhere Lebensmittelpreise zu bezahlen.
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Unterhansberg beschäftigt auf seinem 80 Hektar großen Hof sechs fest angestellte Mitarbeiter. Wenn zwischen April und Juli auf insgesamt acht Hektar Spargel und Erdbeeren geerntet werden, kommen zehn bis 15 Erntehelfer aus Polen zu Einsatz. „Wenn man weiß, dass eine Verkäuferin in Polen nur 200 bis 250 Euro pro Monat verdient, weiß man, dass sich der Ernteeinsatz für unsere Saisonkräfte aus Polen wirklich lohnt“, betont Unterhansberg.
Aktuell bekommen seine Erntehelfer aus dem östlichen Nachbarland sieben Euro pro Stunde. Ab Juli sollen es 7,30 Euro sein. Und in der nächsten Erntesaison werden dann eben 8,50 Euro fällig. Die Erntehelfer, die in eigenen Unterkünften auf dem Hof leben und sich dort selbst versorgen, arbeiten im Durchschnitt 160 Stunden pro Monat.
Deutsche Erntehelfer kennt Unterhansberg nicht und wundert sich auch nicht darüber. Denn er weiß, dass viele deutschen Arbeitslosengeldbezieher fürchten, dass sie nach einem gering entlohnten Einsatz als Erntehelfer beim Arbeitslosengeldbezug niedriger eingestuft werden und so für ihre Arbeit nachträglich bestraft würden.