Essen. Bei der Feuerwehr Essen steigt die tägliche Einsatzzahl weiter, die Arbeitszeit wurde gesenkt. Das heißt auch: Mehr Kollegen werden gebraucht. Schon jetzt gibt es kaum genügend geeignete Bewerber. Die Stadt startet ein Pilotprojekt und bildet Schreiner aus - mit späterer Option: Feuerwehr.
Täglich rückte die Feuerwehr im vergangenen Jahr knapp 370 Mal aus, das waren immerhin fast 20 Einsätze pro Tag mehr als noch 2012 – und das seit Jahren mit nahezu der gleichen Personalzahl. 719 Kräfte gibt es bei der Berufsfeuerwehr, 505 freiwillige Kollegen. Die Überstunden, die die Hauptamtlichen bei ihrer Arbeit insgesamt in den vergangenen Jahren machten und die Zahlungen, die von Seiten der Stadt dafür anstanden, „sind abgearbeitet“, fasst Feuerwehrdezernent Christian Kromberg zusammen. Die neue Aufgabe heißt: Umstellung der 54- auf die 48-Stunden-Woche. Gefallen ist die Entscheidung dafür im vergangenen Jahr.
Die Umsetzung dieser europäischen Richtlinie werde einige Jahre dauern, sagt Kromberg. Und sie wird dazu führen, dass der Personalstamm in den kommenden Jahren hochgefahren werden müsse. Genau das wird laut Ulrich Bogdahn, Leiter der Essener Feuerwehr, eine der „Bärenaufgaben“ für die Wehr sein. Zwar bewerben sich an den beiden Terminen jedes Jahr bis zu 300 Interessierte, dennoch sei es mitunter schwierig, aus ihnen je zehn Auszubildende zusammen zu bekommen. Ein Grund sind hohe körperliche Anforderungen.
Besorgter Blick in die Zukunft
„Mit steigendem Bedarf bei der Feuerwehr wächst mitnichten die Zahl der Bewerber“, blickt Thomas Lembeck, leitender Branddirektor, besorgt in die Zukunft. Allerdings nicht ohne Ideen: Auf junge Leute treffen die Wehrleute seit einiger Zeit in sozialen Netzwerken. „Zudem könnten mehr Frauen den Weg zu uns finden“, sagt Lembeck zu einer Zielgruppe, die bei der Feuerwehr derzeit gerade einmal einen Prozent ausmacht.
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Christian Kromberg sieht indes auch bei Migranten Nachwuchs-Potenzial. Dabei müsse man unter anderem falschen Vorstellungen entgegenwirken. So könnte mancher möglicherweise beeinflusst durch sein Heimatland ein falsches Bild von dem Beruf haben. Und während das Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr in deutschen Familien gern von Generation zu Generation fortgesetzt wird, sei das bei Bürgern mit ausländischen Wurzeln nicht der Fall.
Vom Schreiner zur Feuerwehr
Grundsätzlich stellt Kromberg fest: „Wir müssen kreativer werden, um Nachwuchs für die Feuerwehr zu gewinnen.“ Gleichzeitig gilt für die Anforderungen an die Bewerber: „Die Standards werden allein wegen der Sicherheit hoch bleiben.“ Sportlich fit zu sein, reiche nicht.
Voraussetzung ist zudem eine abgeschlossene Berufsausbildung. So startet die Stadt ein Pilotprojekt: Sie Stadt bildet nun zwei Schreiner aus – über Bedarf, aber mit der Option auf einen Arbeitsplatz bei der Feuerwehr. Denn übernommen werden diese Auszubildenden als Schreiner nicht. Sie könnten sich zwar mit dem Abschluss bei anderen Unternehmen bewerben, doch das Ziel der Stadt ist ein anderes: Laufbahn bei der Feuerwehr Essen.