Essen. . Das Rathaus-Theater nimmt das Thema Beziehungskrise mit Humor und viel Musik. Bei der Uraufführung von „Unbehandelt“ erklingen Songs von Falco bis Westernhagen. Und vertraute Paar-Probleme gibt es natürlich auch.
Singen kann helfen. Auf den Theater-Spielplänen der Republik sind Liederabende ohnehin längst das Erfolgsrezept gegen Publikumsschwund und Erfolgs-Mängel aller Art. Es lässt sich vieles ja auch leichter singen als sagen -- über die Liebe beispielsweise. Und deshalb fragen Sie nicht Ihren Arzt oder Apotheker, wenn der nächste Herzschmerz droht, sondern gehen Sie ins Rathaus-Theater. Dort lädt man ab Sonntag zur musikalischen Paartherapie. „Unbehandelt“ heißt das Motto des heiter-hintergründigen Programmes, das in Essen seine Uraufführung feiert.
Eine Couch für zwei ist eben nicht nur zum Kuscheln da. Im Rathaus-Theater bittet Rüdiger Rudolph zwei Paare (Heike Trinker und Heiko Senst sowie Maximilian Nowak und Alice von Lindenau) als Therapeut zur vergnüglichen Behandlung aufs Sofa. „Wir arbeiten erst mal mit den klassischen Stereotypen von Paarproblemen und albern mit den Klischees dann lustvoll rum“, erklärt Autorin und Regisseurin Amina Gusner. Man kennt ja die Problemlage: „Mann spricht zu wenig, die Frau fühlt zu viel.“ Und während die im Publikum vermutlich in Gedanken die Zahnpastatube zudrehen und den letzten Mülltüten-Streit begraben, drehen sie auf der Bühne ordentlich auf, singen „Total Eclipse“ von Bonnie Tyler, „Major Tom“ und „Merci Cherie“ oder was sich sonst noch eignet, um die unsortierte Gefühlslage zwischen Neubeginn-Wille und Trennungsschmerz musikalisch zu beschreiben.
Mehr als nur Nostalgie und große Gefühle
Ob’s am Ende zum Happy End führt, will Amina Gusner nicht verraten. Sicher ist aber, dass sich an diesem Abend wohl jeder irgendwann wiedererkannt fühlt, wenn es um wachsende Nörgelbereitschaft und erotisches Erlahmen im Laufe der Liebesjahre geht.
Vorstellungen bis Mitte Mai
„Unbehandelt“ feiert am Sonntag, 27. April, um 19 Uhr im Rathaus-Theater seine Uraufführung. Weitere Vorstellungen gibt es täglich bis zum 14. Mai, jeweils 19.30 Uhr, außer am 5. und 6. Mai. Karten zwischen 20 und 27 Euro unter 24 555 55.
Amina Gusner hat als Schauspielerin, Autorin und Regisseurin für das Maxim-Gorki Theater, das Theater am Kurfürstendamm und das Hans-Otto-Theater gearbeitet. Zuletzt war sie Schauspieldirektorin der Theater & Philharmonie Thüringen.
„Unbehandelt“ ist dabei kein klassischer Liederabend, der seinen Charme allein aus der Aneinanderreihung von altbekannten Songs schöpft. Autorin Gusner hat mehr gewollt als einen launigen Abgesang auf die großen Gefühle mit nostalgischer Note. Und hat im Vorfeld sogar echten Therapeuten auf den Zahl gefühlt: Sind die bei ihren Sitzungen nicht manchmal ein kleinwenig parteiisch? Und ist das Ziel am Ende immer, dass Paare unbedingt zusammenbleiben?
Das Verhältnis von Text und Musik ist entsprechend Fiftyfifty, weshalb Amina Gusner das Stück auch nicht mit reinen geschulten Musicalstimmen besetzen wollte, sondern mit vier musikalisch begabten Schauspielern. „Ich finde den Ausdruck attraktiver, da muss nicht jeder Ton perfekt sitzen.“
Ein Ende von „Unbehandelt“ ist so schnell jedenfalls nicht in Sicht. Nach der Uraufführung in Essen geht’s in der neuen Spielzeit auf große Theater-Tour.