Essen. Einmal im Monat kommen die Therapiehunde Memphis und Vegas ins Adolphinum in Essen-Bergerhausen. Spielerisch setzen sie gerade demenzkranke Bewohner in Bewegung und wecken bei ihnen Erinnerungen an früher, vor allem aber lachen sie viel.

„Ich könnte mich totlachen“, ruft Ruth Sieger und wirft immer wieder das Bällchen aus ihrem Rollstuhl, nur damit die Hunde es ihr sanft auf den Schoß legen. Ihre linke Hand konnte die 85-Jährige in letzter Zeit nicht mehr so gut bewegen, jetzt aber spielt sie mit den beiden Labradoren, streichelt den hellen Vegas, zeigt dem schwarzen Memphis, wenn er sich setzen soll und nennt ihn liebevoll „meine Mettwurst.“

Zwei Mal im Monat kommen die Therapiehunde mit ihrer Halterin Martina Bartsch ins Seniorenheim Adolphinum nach Bergerhausen. Neben der Gruppenstunde stehen Zimmerbesuche an, bei denen sich ein Hund vorsichtig neben den Bewohner ins Bett legt. Ganz sensibel findet Martina Bartsch zuvor heraus, für welche Senioren diese Nähe gut ist. Ein halbseitig gelähmter Bewohner genoss sie so sehr, dass er sich dem Hund zuwandte und ihn mit einer Hand kraulte. Für diese Situationen haben die Rüden gelernt, sich ruhig zu verhalten.

Memphis (6) ist ohnehin gemütlich, beschreibt Martina Bartsch. Als aber Vegas vor vier Jahren bei ihrer Familie einzog, war schnell klar: „Ihm reichen Spaziergänge nicht aus“, so begann sie die Ausbildung mit ihren Vierbeinern. Mit ihrer Arbeit möchte sie den Senioren gleichzeitig Gutes tun, sagt Martina Bartsch, bringt dafür als gelernte Arzthelferin und Angestellte im Pflegedienst ihre 25-jährige Erfahrung im Gesundheitsbereich mit. Dieser Einsatz bleibt eine Nebentätigkeit; bei einigen Hausbesuchen zahlt das aber sogar die Pflegekasse. Die 30 Euro, die sie für eine Gruppenstunde mit sechs Bewohnern erhält, gibt sie für Hundekekse aus, setzt diese als Belohnung und Trainingsmaterial ein.

So zieht Erika Frank einen Faden durch ein ringförmiges Leckerchen. Während das für Memphis eine willkommene Knabberei ist, trainiert die 80-Jährige ihre Motorik. Andere Kekse steckt sie gezielt in ein schmales Plastikrohr, so dass sie für den Rüden unten herauskullern.

"Einmal Hund, immer Hund"

Den Hunden gelingt es, dass die Senioren sich bewegen und konzentrieren. Machen die Rüden brav Platz, bedeutet das Erfolgserlebnisse für die Menschen. Jedes Mal freuen sie sich über den tierischen Besuch, sagt Betreuungsassistent Ralf Richter. Denn Vegas und Memphis bringen Abwechslung mit, wecken aber bei den demenzkranken und manchmal stillen Menschen auch Erinnerungen. Ruth Sieger erzählt, dass sie früher mit ihrem Hund die Mutter am Arbeitsplatz im Handelshof besuchte. Dann klatscht die 85-Jährige wieder in die Hände: „Wo ist mein Hund“, ruft sie lachend, und Vegas springt ihr auf den Schoß: „Ach, ist das schön.“

„Ich habe meine Mali in Pflege gegeben, als ich hier eingezogen bin“, erzählt Erika Frank und davon, wie sie als kleines Mädchen mit dem Hund aufs Feld lief. Kinder hatte sie selbst nicht, aber Tiere, sagt die 80-Jährige, als Vegas sich vor ihren Sessel setzt. Der Rüde reicht ihr brav die Pfote, kassiert Leckerchen und Streicheleinheiten von Erika Frank: „Einmal Hund, immer Hund.“