Bergerhausen. .

Labrador Luna ist in der Ausbildung zum Therapiehund und übt fleißig mit den Senioren im Wohnstift Adolphinum. Der Azubi macht zwar noch einige Fehler, ist bei den Bewohnern jedoch ein gern gesehener Gast.

Da ist wohl das Temperament mit Luna durchgegangen. Statt - wie gewünscht - ihren Kopf brav auf das Kissen auf dem Schoß von Ruth Uhlig (90) zu legen, springt der 16 Monate alte schwarze Labrador Luna mit einem Satz und seinen ganzen 23 Kilogramm Körpergewicht auf die alte Dame im Rollstuhl. Doch die nimmt’s nicht nur mit Humor, sondern scheint es sogar zu genießen, ihrem vierbeinigen Freund ganz nahe zu sein, auch wenn sie nach Lunas Hüpfer ruft: „Du bist zu schwer.“

Kleine Fehler darf sich Luna erlauben, denn schließlich ist der Labrador ja noch „Therapiehund in Ausbildung“ und wie bei Menschen auch, macht Übungen natürlich erst den Meister. Seit Herbst kommt Luna mit Frauchen Monika Detscher, einer Familientherapeutin aus Rellinghausen, einmal pro Woche ins Seniorenstift Adolphinum nach Bergerhausen. „Unsere Bewohner können das immer kaum erwarten, freuen sich total auf den Besuch“, weiß Magdalena Rex, zuständig für die soziale Betreuung der Senioren.

Teilnahme an Therapiestunden ist freiwillig

Tiere sind im Adolphinum gern gesehene Gäste. Schon früher seien Ehrenamtliche mit ihren Hunden ins Adolphinum gekommen und die Bewohner hätten viel Spaß mit den tierischen Besuchern gehabt. Auch Mitarbeiter brächten manchmal ihre Hunde mit. Eine zeitlang sei täglich eine Katze ins Haus gekommen, die sich ihre Streicheleinheiten abholte und dann wieder verschwand. Besonders beliebt sei der vierbeinige Besuch bei Bewohnern, die früher selbst Hunde hatten und den Kontakt zu Tieren schätzten. „Aber natürlich hat nicht jeder einen Draht zu Hunden“, weiß die Betreuerin. Deshalb sei die Teilnahme an den Hundetherapiestunden auf jeden Fall freiwillig.

Angst jedenfalls haben die Seniorinnen nicht. Sie geben Luna Leckerchen, streicheln und bürsten sie und rangeln mit dem Tier um eine Stoffschleife. Und Luna genießt die Aufmerksamkeit, auch wenn es für sie ganz schön schwer sein mag, das geliebte Leckerchen erst einmal an einer Kordel von der einen zur nächsten Seniorin wandern zu sehen und es erst zu bekommen, wenn es alle Mitspielerinnen passiert hat.

„Luna lernt, auf mein Kommando zu hören und sich nicht irritieren zu lassen, wenn andere etwas anderes fordern. Wenn ich sage ,Sitz!’, dann muss Luna gehorchen, auch wenn die Bewohner sie mit ,Komm mal her!’ locken“, erklärt Monika Detscher. Trotz kleiner Pannen klappt das schon gut, denn schließlich weiß der Labrador ganz genau, wer der Boss ist.

Lernfreudige und ruhige Rasse

Aufgrund ihres Alters, oder besser gesagt, ihrer Jugend, ist Luna noch sehr temperamentvoll. Mit ihrem Leibchen mit der Aufschrift „Azubi“ und dem orangefarbenen Halstuch sieht sie ziemlich niedlich aus. „Bei ihr läuft, wie für einen Labrador typisch, fast alles über das Futter. Für Leckerchen tut sie schon eine ganz Menge“, lacht Monika Detscher, die ihren vierbeinigen Lebens- und Arbeitspartner später nicht nur im Seniorenbereich, sondern auch in Kindergärten und Schulen, bei der Arbeit mit Behinderten und in ihrer therapeutischen Praxis einsetzen will.

„In Zukunft wird Monika Detscher auch zur Einzelbetreuung von bettlägerigen Patienten hier ins Haus kommen“, sagt Magdalena Rex. In der Gruppentherapie arbeitet Monika Detscher höchstens mit acht Personen gleichzeitig, um Luna nicht zu überfordern. Ein Jahr lang dauert die Ausbildung zum Therapiehund, die Luna mit einer Prüfung abschließen wird. „Bei der Seniorenarbeit geht es um Spaß, um Lebensfreude, den Kontakt zu Mitbewohnern und die Förderung von psychosomatischen Fähigkeiten“, erläutert die Therapeutin. Der Hundebesuch sei oft noch tagelang Gesprächsthema, hole die Senioren aus ihrer Lethargie, wecke Erinnerungen an die Kindheit und sorge für emotionale Erlebnisse, hat Magdalena Rex vom Adolphinum schon oft beobachtet.

In der Kinder- und Jugendarbeit sei die Hundetherapie eher Vorstufe für eine Selbstsicherheitstherapie, bei der die Kinder lernten, klare Signale zu geben. Monika Detscher arbeitet nur mit Luna zusammen. „Wir müssen täglich trainieren. Das ist ganz schön viel Arbeit“, sagt die Therapeutin, die sich bewusst für einen Labrador entschieden hat, weil diese Rasse lernfreudig und ruhig sei. Von Ruhe ist bei Luna allerdings noch nicht viel zu merken. „Na ja, sie ist ja noch jung. Sie wird schon noch ein bisschen ruhiger, auch wenn ihre Grundlebendigkeit wohl bleiben wird“, lacht ihr Frauchen. Als Schlaftablette wäre Luna bei den Bewohnern des Seniorenheims auch sicherlich nur halb so beliebt.