Essen. . Bislang gehört die Evag zu den Unternehmen, die von den Ausnahmen bei der EEG-Umlage profitieren. Geht es nach den jüngsten Plänen der Bundesregierung, müsste das Essener Verkehrsunternehmen künftig jedoch rund 400.000 Euro mehr zahlen. Die Evag kündigt bereits an: Dann würden die Tickets teurer.
Die Pläne von Bundeswirtschaftminister Sigmar Gabriel zur Reform der Ökostrom-Rabatte würden die Evag teuer zu stehen kommen und letztlich wohl auch die Fahrgäste. „Für uns ist das eine freudlose Debatte“, so Sprecher Nils Hoffmann. Das Verkehrsunternehmen müsste demnach rund 400.000 Euro jährlich mehr an EEG-Umlage bezahlen als zur Zeit. Bisher gehört die Evag zu den Essener Unternehmen, die von hohen Ökostromrabatten profitieren. Derzeit spart sie so 1,9 Millionen Euro pro Jahr.
Geht es nach der Regierung, sollen Schienenunternehmen künftig bis zu einem Jahresverbrauch von zwei Gigawattstunden Strom die volle Umlage abführen, für größere Mengen sind es noch 20 Prozent. Die Evag verbraucht laut Hoffmann jährlich 30 Gigawattstunden Fahrstrom. Für den größten Teil des Verbrauchs würde die Evag zwar weiterhin in den Genuss von Rabatten kommen, jedoch nicht mehr so deutlich.
„Jeder Cent tut weh“
Die 400 000 Euro, sagt Hoffmann, könnten die Verluste einfahrenden Verkehrsbetriebe nicht ohne Weiteres kompensieren. Schon der jüngste Tarifabschluss kostet die Evag 2,8 Millionen Euro pro Jahr. Jeder Cent an Mehrausgaben tue weh. Hoffmann: „Für uns würde das mittelfristig bedeuten, dass wir die Ticketpreise erhöhen müssten oder die Leistungen einschränken. Letzteres wollen wir aber nicht.“ Die 400.000 Euro entsprechen theoretisch acht Fahrer-Stellen.
Hoffmann kritisiert die Reformpläne in ihrer jetzigen Form deutlich: „Das Ganze ist absurd. Schließlich hilft der öffentliche Nahverkehr, die Klimaschutzziele zu erreichen.“ Und: Mit Gabriels Vorstoß sollen zwar einerseits die Stromverbraucher vor weiteren Belastungen geschützt werden – andererseits, so Hoffmann, müssten dann die Fahrgäste des ÖPNV dafür aufkommen; Menschen, die häufig wegen ihrer finanziellen Situation auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind.
„Wir müssen das auf die Kunden umlegen“
Dass Verkehrsunternehmen wie die Evag weiterhin Nachlässe bekommen sollen, findet nicht bei allen Applaus. Der Unternehmer Mario Wehner, Chef der Anke Oberflächentechnik, kritisiert: „Ich kann nicht erkennen, wo diese Unternehmen im internationalen Wettbewerb stehen.“ Sein Unternehmen steht bislang auch auf der Liste der privilegierten Firmen. Er rechnet jedoch damit, dass sie künftig aus der Förderung herausfällt. „Wir müssen das dann auf die Kunden umlegen.“
In Essen erhalten neben Evag und der Anke Oberflächentechnik neun weitere Unternehmen Rabatte: der Aluhersteller Trimet, das Verkehrsunternehmen Abelio, Thyssen-Krupp VDM, RAG, Westend Druckereibetriebe, der Textilhersteller Gebrüder Colsman, die Glasproduzenten Gerresheimer und Saint Gobain Oberland sowie Bodycote Wärmebehandlung.