Essen. . Rund 40 Lehramtsstudenten der Universität Duisburg-Essen wollten jüngst ihre Prüfungen ablegen und mussten die Aufgaben erst suchen: Die Außenstelle Essen des Prüfungsamts hatte sie verlegt. Die Folgen: Wütende Studenten und ein Landesprüfungsamt, das sich entschuldigt.
Eine bizarre Vorstellung: Man kommt motiviert und angemessen nervös zum Prüfungstermin, um dann festzustellen, dass die Prügungsthemen verschütt gegangen sind. So haben es jüngst 40 Lehramtsstudenten der Uni Duisburg-Essen erlebt, die an der Außenstelle Essen des Landesprüfungsamts Klausuren für ihr Erstes Staatsexamen schreiben wollten, aber nicht konnten. Die von ihren Dozenten beim Landesprüfungsamt eingereichten Themen waren dort an einer falschen Stelle abgelegt worden, was am Morgen des 4. März zunächst niemandem aufgefallen war. Die Folgen: Wütende Studenten, ein offener Brief der Studierenden-Vertretung an NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann und ein Landesprüfungsamt, das sich entschuldigt und um Erklärungen bemüht.
„Die Themen wurden verteilt, meines war nicht da.“
Ein angehender Mathe- und Deutsch-Lehrer ist einer der Betroffenen – und immer noch ärgerlich. „Die Themen wurden verteilt, meines war nicht da.“ Mit anderen Studenten, die das Gleiche erlebten, ging der 31-Jährige zum Landesprüfungsamt. „Da stand schon eine lange Schlange von Leuten. Mein Klausur-Thema wurde schließlich in einem Aktenordner gefunden, zusammen mit vielen anderen Examens-Themen.“ Bei der Suche nach den Unterlagen, sagt er, sei vom Prüfungsamt auch die Vermutung geäußert worden, dass vielleicht Dozenten die Themen zu spät im Amt eingereicht hätten. „Ich dachte nur, meine Professorin ist so zuverlässig, das kann nicht sein.“
„Frühwarnsytem“ geplant
„Als Konsequenz aus den Problemen bei der diesjährigen schriftlichen Staatsprüfung wird das Landesprüfungsamt ein ,Frühwarnsystem’ entwickeln“, kündigte Heinz Brinkmann, Kommissarischer Leiter des Landesprüfungsamtes, gegenüber der WAZ an. So werde man die Verwaltungsabläufe kontinuierlich auf den Prüfstand stellen. „Um so künftig ein reibungsloses Prüfungsverfahren zu gewähren.“
Laut Landesprüfungsamt werden an der Uni Duisburg-Essen in jedem Halbjahr rund 2500 schriftliche Examensprüfungen von Lehramts-Studenten abgenommen.
Volker Rennert, Leiter der Außenstelle Essen des Landesprüfungsamtes, erinnert sich an den chaotischen 4. März: „Studenten liefen in die Büros meiner Mitarbeiter, die nach den Themenstellungen suchten.“ Die, gibt Rennert zu, seien an einem „nicht üblichen Ort“ abgelegt worden. „An einem sicheren, aber dem falschen Ort. Das darf nicht passieren, ist aber passiert. Dafür übernehme ich die Verantwortung.“ Die meisten seien gefunden worden. „Zwei, drei nicht.“ In diesen Fällen hätten die Dozenten die Themen tatsächlich nicht vorgelegt. Studenten hätten von ihm an diesem Morgen erwartet, dass er einen Schuldigen benenne. „Das habe ich zurückgewiesen.“ Grundsätzlich könne es sein, dass eine Akte mal im falschen Raum liege, „aber Akten verschwinden bei uns nicht“.
Schulministerin Löhrmann will sich um Pannen kümmern
Den Prüflingen, so Rennert, sei kein Nachteil erwachsen. Es sei ihnen freigestellt worden, die Klausuren noch am selben Tag zu schreiben oder an einem anderen Termin. Knut Kumpe entschied sich für das Schreiben. „Ich konnte mich mit anderen in einen Raum setzen, in dem Studenten schon arbeiteten. Die so verursachte Unruhe hat die natürlich gestört.“
Die Schulministerin habe der Uni gegenüber signalisiert, sich um die Panne zu kümmern, sagt Uni-Sprecherin Beate Kostka. Das Landesprüfungsamt sitze zwar an der Universität, gehöre als staatliche Einrichtung aber nicht zu ihr. Rektor Ulrich Radtke habe die betroffenen Studenten aufgefordert, sich an die Ministerin zu wenden, was der Asta mit einem offenen Brief auch tat.