Essen. Maximiliane Wilms (17) ist Fan von Barock, Romantik und ausgezeichnete Musikerin. Jetzt tritt die Jung-Studentin aus Essen mit dem Landesjugendorchseter auf und möchte ihr Publikum in der Philharmonie Essen bewegen.

„Ich habe schon im Babybauch Klassik gehört“, sagt Maximiliane Wilms (17) und ist fest überzeugt, dass ihre Familie sie stark geprägt hat. Spielen doch Mutter und Oma immerhin laienhaft Geige, der Vater ist als Trompeter und Komponist Profi. Für die Tochter stand mit fünf Jahren der Berufswunsch fest: Geigerin. Wer die junge Frau heute trifft, spürt schnell, dass sich an dieser Entschlossenheit nichts geändert hat. Und tatsächlich ist sie schon Jung-Studentin der Folkwang Universität.

Zu Maximilianes Repertoire gehören Werke von Bach, Mozart oder Vivaldi. Sie mag auch Jazz und hört im Radio gern Beyonce, aber die Klassik hat es ihr angetan: „Ich bin verliebt in meine Geige“, mit dem Freund hingegen habe es nicht funktioniert, obwohl auch er Musiker war.

Eine Faszination

Sie ist Fan von Barock und Romantik. „Klassik verbreitet Stimmung, bewegt, macht traurig“, beschreibt sie ihre Faszination der „vollkommenen Stücke mit Struktur“. Wenn sie Bartoks rumänische Volkstänze spielt, „fahren meine Wellensittiche auf die Beats ab“, sagt sie lachend. Die Fenster aber schließt sie zum Üben, auch wenn die neuen Nachbarn nicht mehr meckern. „Geige klingt furchtbar, wenn ich mich nur einen Millimeter vergreife“, sagt die 17-Jährige.

Ihre erste Geige lag unter dem Weihnachtsbaum als sie fünf war. Schnell folgte der erste Unterricht, doch vor der Pubertät war das Instrument noch nebensächlich – und Maximiliane oft im Wald. Ihr muskalischer Ehrgeiz aber wuchs, mit elf übte sie zwei bis vier Stunden täglich, sagte Freunden öfter ab.

Mit denen verbringt sie nach wie vor gern Zeit, gesteht aber gleichzeitig, dass es in der siebten bis neunten Klasse in der Schule nicht einfach für sie war, nicht in eine Außenseiterrolle zu geraten. Maximiliane jedoch hat das gestärkt und noch zielstrebiger gemacht. Ihre Geige nimmt sie weiterhin mit, um in Freistunden zu spielen: „Ich bin eher ein unangepasster Typ.“ Und eine durchschnittliche Schülerin, sagt sie, die im Schulorchester am Goethe-Gymnasium spielt und Physik und Chemie zum Glück inzwischen abgewählt habe: „Dafür habe ich kein Verständnis. Die Geige geht ohnehin vor.“ Maximiliane will Abi machen, weiter an der Folkwang Uni studieren, für ein Jahr ins Ausland nach Frankreich oder Spanien gehen. „Der weitere Weg ist unvorhersehbar“, sagt sie. Ihr großer Traum: wie Anne-Sophie Mutter zu spielen.

Mehrfache Preisträgerin

Maximilianes Mutter sorgte sich zeitweise um die Schullaufbahn der Tochter, fand sich inzwischen aber auch damit ab, dass diese sich selbst in den Ferien am Strand langweilt und stattdessen Orchesterreisen oder Meisterkurse macht: „Das ist ihr Ding“, sagt Kristina Wilms: „Wir mischen uns nicht mehr ein.“

Immerhin ist Maximiliane mehrfache Preisträgerin des Wettbewerbs Jugend musiziert auf Landes- und Bundesebene. In Italien erhielt sie kürzlich eine Goldmedaille beim internationalen Musikwettbewerb für Streicher. In Düsseldorf besuchte sie bis 2013 die Hochschule, bevor sie an die Folkwang-Uni wechselte.

Große Auftritte bedeuten für sie Vorfreude, kein Lampenfieber. Wenn sie spielt, vergisst sie alles um sich herum, wird ernst, senkt den Blick: „Es ist wie ein Rausch, der totale Kick.“ Maximiliane will alles geben – zufrieden ist sie generell nie. „Es macht den Reiz aus, sich immer zu verbessern“, sagt die 17-Jährige, die täglich hochkonzentriert an ihrem Instrument arbeitet. Zur Entspannung spielt sie Klavier oder singt unter der Dusche, macht Sport für den Rücken und joggt.

In den Osterferien probt sie mit dem Landesjugendorchester, um das Essener Publikum zu begeistern: „Das Schlimmste wäre für mich, wenn mir jemand sagt, dass ich langweilig spiele.“ Die 17-Jährige möchte die Menschen bewegen. Wenn ein Zuhörer weint, „dann ist das das Größte“, sagt die junge Musikerin: „Das ist schöner, als einen Wettbewerb zu gewinnen.“