Er ist ein Mann der leisen Töne, am 30. April tritt er in den Ruhestand: Superintendent Irmenfried Mundt stand seit 2008 der Evangelischen Kirche in Essen vor, zuvor war er Vorsitzender des Stadtkirchenverbands. Vera Eckardt sprach mit ihm über seine Amtszeit und über die aktuelle Situation der Kirche.
Wenn Sie auf Ihre Amtszeit zurückblicken - welche Entscheidungen waren die schwierigsten?
Irmenfried Mundt: Oh, da gibt es einige. Direkt zur Jahrtausendwende mussten wir dringend Prioritäten setzen und eine der ersten schweren Handlungen in meiner Amtszeit war die Auflösung der evangelischen Erziehungsberatungsstelle - eine Entscheidung, die leider auch mit Personalkündigungen verbunden war. Auch die Schließung der evangelischen Kirche am Neuhof in Katernberg war ein schwerer Gang - die Gemeinde hat sich lange und heftig dagegen gewehrt.
Welche Akzente haben Sie während Ihrer Amtszeit gesetzt?
Ich habe mich immer für die Verbindung von Kirche und Kultur stark gemacht. Das hat sich gut entwickelt - nicht zuletzt durch das Kulturhauptstadtjahr. Zudem gibt es einen starken Dialog zwischen der Folkwang Universität und der Kirche. Ein Highlight zum Abschluss meiner Amtszeit ist die neue Nutzung der Kreuzeskirche als Simultankirche, in der künftig Kultur, Musik, Events, Wissenschaft und eben Gottesdienste stattfinden. Ein starkes Zeichen dafür, wie sich Kirche in einem säkularen Umfeld behaupten kann.
Superintendent heißt ja wörtlich übersetzt Aufseher. Haben sie Ihr Amt in diesem Sinne verstanden und ausgeübt?
Wir sind ja eine gremiengeleitete Kirche, die darauf erpicht ist, möglichst einmütige Beschlüsse zu fassen. Das ist nicht immer einfach gewesen, besonders nach der Auflösung der Kirchenkreise Nord, Mitte und Süd, die im neuen Kirchenkreis Essen aufgingen. Dafür, aber auch für alle anderen Entscheidungen, brauchte es einen Moderator - und als solcher habe ich mich in meinem Amt verstanden. Zudem war ich keiner, der autoritär handelte – ich habe den Menschen um mich herum etwas zugetraut und sie ermutigt, selbstbewusst Entscheidungen zu treffen.
Wie viel Politik verträgt das Amt des Superintendenten?
Das ist ein sehr umstrittenes Thema. Ich war eher zurückhaltend, was die Einmischung in die Politik betrifft. Aber die evangelische Kirche in Essen hat bei gesellschaftspolitischen Themen durchaus Stellung bezogen: Zum Beispiel beim Thema Nachrüstung oder zur Flüchtlings- bzw. Asylpolitik. Gerade bei letzterem Thema sind besonders die Gemeinden gefragt und in der Pflicht.
In Ihre Amtszeit fiel auch die Entscheidung gegen die Gründung einer evangelischen Privatschule. Die wurde schon sehr früh und etwas vollmundig in der Öffentlichkeit angekündigt.
Wir sind sehr hoffnungsvoll gestartet, das war eine richtige Aufbruchsstimmung. Getragen von diesem Hype, haben wir die Pläne vielleicht zu früh veröffentlicht. Dass wir sie nicht realisieren konnten, bedauere ich sehr. Denn das Schulkonzept mit Inklusion finde ich nach wie vor außergewöhnlich gelungen und durchdacht. Der Prozess hat dann zu lange gedauert und wir mussten leider feststellen, dass die Refinanzierung zu schlecht war. Letztendlich hat die Synode entschieden, die Pläne ad acta zu legen.