Essen-Altenessen. Der Kabarettist und Komiker Hans Werner Olm besucht am Sonntag seine alte Heimat Ruhrgebiet und tritt in der Zeche Carl auf. Und er freut sich auf das Ruhrgebiet.
Am Sonntag kommt ein alter Bekannter nach Altenessen. Hans Werner Olm tritt um 20 Uhr in der Zeche Carl auf. Der Kabarettist und Komiker wohnt zwar seit 30 Jahren in Berlin, hat aber seine Wurzeln im Ruhrgebiet: Er wurde in Bochum geboren.
Herr Olm, endlich wieder Ruhrgebiet, endlich wieder Essen!
Hans Werner Olm: Jawohl, ich war ja schon mal in der Zeche Carl. Die habe ich auch noch in sehr guter Erinnerung. Ich habe im Pott viele Freunde und die Mentalität der Region im Blut. Ob Essen, Oberhausen, Gelsenkirchen oder Bochum: Ruhrgebiet ist immer klasse. Hier sitzen die Pappenheimer vor dir, die deine Sprache sprechen.
Was ist so besonders im Ruhrgebiet?
Olm: Na, es gibt schon regionale Unterschiede. Ich bin ja viel im Westen und im Norden unterwegs. Im Süden ist es immer schwierig. Da bin ich zu direkt, die Witze sind schon mal zu hart für die Jungs und Mädels da unten. In Augsburg habe ich mal vor Untoten gespielt. Da gab es gar keinen Lacher. Im Kohlenpott sind Atze Schröder, Paul Panzer, Helge Schneider und Herbert Knebel Kult, sie haben den Boden bereitet. Alle sind locker drauf. Das war früher, zu Zeiten von Adolf Tegtmeier, nicht immer so.
Früher war mehr Tegtmeier. Heute heißt Ihr Programm „Kuschelkurs“.
Olm: Na ja, ich habe ja immer groß aufgetragen und werde auch dieses Mal Breitseiten loslassen. Ich versuche aber netter, liebevoller, verständnisvoller und empathischer zu sein. Das nehme ich mir vor. Ob es so wird, lasse ich mal offen.
Klingt nach einem Anfall von Altersmilde.
Olm: Nein, ich werde eher immer zorniger, ohne dabei verbittert zu sein. So butterweiche ältere Herren sind nicht mein Ding. Ich höre ja häufiger, ich sei zu hart und arbeite unter der Gürtellinie, wobei wir ohne „unter der Gürtellinie“ alle gar nicht existieren würden. Ich sehe, was im Leben passiert und sage Unpopuläres. Es ist doch lustig, was ich mache. Auch wenn das sensible Gemüter nicht immer verstehen. Zu mir kommen, ist wie 85 Jahre selbst gelebt haben.
Sie sind Kabarettist, Schauspieler, Synchronsprecher, Sänger. Hilft es Ihnen, in so vielen Disziplinen aktiv zu sein?
Olm: Wenn man sich auf eine Sache konzentriert, ist man besser fassbar, als wenn man singt, Motorrad fährt und Kuchen backt. Und in Deutschland ist Vielseitigkeit nicht immer gefragt. Ich lebe meine Spielfreude aus, mache auch mal Hörspiele und Kinderlieder. Ich setze auf verschiedene Felder, sonst wird mir langweilig. Deshalb ist auch kein Programm bei mir gleich. Es gibt immer neue und andere Texte. Bei manchen Kollegen ist überall alles gleich. Ich möchte mehr machen, lebe meine Spielfreude wie ein kleiner Junge aus. Bei zehn Auftritten gibt es zehn Versionen.
Wer in die Zeche Carl kommt, sollte Sie also auch am 15. Mai in Gelsenkirchen erleben?
Olm: Auf jeden Fall. Ich habe ja Basistexte und probiere viel aus. Wenn mal was nicht funktioniert, kann ich reagieren. Ich habe nicht mehr viel Zeit, bin ja nicht mehr der Jüngste. Deshalb mache ich, was ich will und was mir Spaß macht. Ob das gerade populär ist oder nicht, Hauptsache mir macht es Freude.