Wenn ein Künstler auf die 60 zugeht, dann darf er schon mal Rückschau halten. Der 1955 geborene Hans Werner Olm, Schauspieler und Komiker, tat das im Grammatikoff mit seinem Programm „Kuschelkurs“. Sein Ton war meist erzählerisch und leise. Doch für genug Reibung sorgten die Zumutungen des Alltags.
Seit seiner Zeit bei den „Gebrüdern Blattschluss“ Mitte der siebziger Jahre hat sich Olm die gestischen, sprecherischen und musikalischen Mittel erarbeitet, die es ihm erlauben, unterschiedlichste Typen zu karikieren. Wenn er von einem Familientreffen erzählt, dann sieht man die übergewichtige Tante Helga mit ihren aufgequollen Füßen und den bräsigen Onkel Heinz, der mit seiner kindlichen Technikbegeisterung und ausgestattet mit den drei Vokabeln „digital“, „HD“ und „Flat“ die Verkäufer eines Elektronikmarktes nervt, vor sich stehen.
Nicht ganz neu waren seine Nummern über allzu besorgte Eltern. Da waren die sechziger und siebziger Jahre doch eine ganz andere Zeit. Man wurde auf der Straße groß, lernte Saufen und Rauchen, bis man mit dem Auswurf beim Husten Schlaglöcher flicken konnte.
Überzeugend vorgetragen, wenn auch in seinen Beobachtungen nicht ganz einzigartig, war die Beschreibung eines Besuch im Stadion mit seinem elfjährigen Neffen. Da mokiert sich Olm über Schlangen am Pissoir oder imitiert einen knappen Dialog mit der knurrigen Bratwurst-Verkäuferin. Ungewollte Bierduschen vom aufgeregten Hintermann und stürmische Umarmungen von einem Dreizentner-Fan bei voller Blase werden kopfschüttelnd beschrieben.
Mitgebracht hatte Olm auch seine Klampfe. Natürlich nicht, um Tiefgründiges ins Mikrofon zu hauchen, sondern um Sänger durch den Kakao zu ziehen, den Schlagerstar Bata Illic etwa oder Mick Jagger, laut Olm die „einzige singende Lederhandtasche“. Vielleicht ein wenig zu laut, aber ansonsten recht treffend war seine Reinhard-Mey-Parodie. Der habe bis hin zu den Dachpfannen doch schon jeden Gegenstand seines Alltags besungen. Doch Olm hat noch eine Lücke bei den Haushaltsgeräten entdeckt und intonierte „Mein alter Kühlschrank“ ganz im Stile von Reinhard Mey.
Alles in allem ein unterhaltsamer Abend mit nicht immer ganz taufrischen Pointen, die jedoch routiniert präsentiert wurden.