Essen. . Der Essener Verein „Frauen helfen Frauen“ feiert das Doppeljubiläum von Frauenberatung und Frauenhaus und zeigt dazu eine sehenswerte Ausstellung im Chorforum. Doch auch im Jubiläumsjahr kämpfen die Einrichtungen mit Finanzproblemen.
Der Verein Frauen helfen Frauen feiert dieser Tage 35 Jahre Frauenhaus und 30 Jahre Frauenberatung. Begleitet wird das Doppeljubiläum von einer Ausstellung im Chorforum, einem Rahmenprogramm mit Theater, Film und Workshops – und von den finanziellen Sorgen, die beide Einrichtungen seit ihren Gründungstagen nie losgeworden sind.
„Die Hälfte des Himmels – 99 Frauen und Du“ zeigt noch bis 14. April Fotos von Frauen, die sich wie ein Fries um die Wände des Chorforums legen. Da ist die Nonne zu sehen und die ehemalige Zwangsprostituierte, Kassiererin, Ärztin, Rapperin und Schlosserin. Sie sind zwischen 15 und 92 Jahre alt und haben alle die Fragen der Ausstellungsmacherin Annette Schiffmann beantwortet: Worauf sie stolz sind, was ihnen gefällt am Frausein und was eher nicht, ob sie schon einmal Gewalt erlebt haben und was sie sich von einer Fee wünschen würden.
Gewalt ist das Thema der Ausstellung
Es würde den Rahmen sprengen, die Interviews in voller Länge unter den Bildern zu platzieren, darum stehen dort nur wenige Sätze: „Und jede Nacht habe ich gebetet: ,Bitte, lieber Gott, lass’ mich aufwachen und ein Junge sein’“, verrät die 74 Jahre alte Ria. Und Katja (34) erinnert sich: „Mein Vater hat nichts geredet, nur geschlagen. Getrunken und geschlagen.“
Die Hälfte des Himmels zum doppelten Jubiläum
Der Verein Frauen helfen Frauen feiert derzeit 35 Jahre Frauenhaus und 30 Jahre Frauenberatung.
Zum Doppel-Jubiläum wird noch bis zum 14. April im Chorforum an der Fischerstraße 2 im Südviertel die Ausstellung „Die Hälfte des Himmels – Frauen und Du“ gezeigt (täglich außer 5./6. April, 13 bis 18 Uhr). Infos zum Begleitprogramm: 78 65 68.
Es geht um Gewalt in dieser Ausstellung, es geht aber auch um Selbstbewusstsein, um Stärke, die die Frauen haben oder entwickeln. Einen Eindruck davon vermittelt der Audioguide mit allen Interviews.
Häusliche Gewalt und neue Stärke
Häusliche Gewalt und neue Stärke, damit hat auch Adelheid Gruber vom Frauenhaus zu tun, wo 60 bis 80 Frauen pro Jahr Zuflucht suchen. In den Anfangsjahren kamen sie oft in akuter Not für eine Nacht, heute bleiben sie im Schnitt zwei, drei Monate. Das liege auch an den zehntägigen Wohnungsverweisen, die die Polizei nun gegen gewalttätige Männer aussprechen kann, womit sich eine kurze Flucht oft erübrige. „Die Frauen, die länger im Frauenhaus bleiben, wollen sich meist endgültig trennen; sie sortieren ihr Leben neu, suchen Arbeit und Wohnung“, sagt Adelheid Gruber. Vier Mitarbeiterinnen begleiten sie auf ihrem Weg – und kämpfen nebenbei ständig um die Existenz des Hauses.
80 Prozent der Personalkosten sollten die Landesmittel decken, doch weil die Zuschüsse nicht steigen, sind es heute nur noch etwa 60 Prozent. Auch der Zuschuss der Stadt sowie der Tagesmietsatz für Frauen, die von Sozialleistungen leben, sind gedeckelt. „Bloß steigen Miet- und Sachkosten weiter, und so wird die Deckungslücke, die wir über Spenden ausgleichen müssen, immer größer.“ Obwohl es die Geldsorgen seit der Gründung des Frauenhauses gibt, sagt Gruber: „Wenn ich von der drohenden Überschuldung der Stadt höre, macht mir das Angst.“ Zum Glück kennt sie sich auch mit dem Überwinden von Angst gut aus.