Essen. . Der klügere Dezernent gibt auch schon mal nach: Essens oberster Stadtplaner Hans-Jürgen Best wird am heutigen Dienstag 60 und steht vor der Wiederwahl für eine dritte Amtszeit. Trotz seiner unorthodoxen Art. Oder vielleicht gerade deswegen?

Bei ihm weiß man nie.

Es gibt Leute, die haben Hans-Jürgen Best schon flammende Plädoyers für eine stadtplanerische Idee halten hören – so überzeugend, dass sie hernach wider Erwarten selber davon begeistert waren. Und es gibt welche, deren hohe Erwartungen er mit einem einzigen seiner kecken Sprüche in den Orkus umzuleiten verstand: ein wahrer Schenkelklopfer für die einen, eine echte Wutprobe für die anderen.

Kann auch schon mal sein, dass der Schlaks mit dem jungenhaften Charme da vorne bei irgendeinem Arbeitstermin erst mit ausholenden Bewegungen die planerische Lage skizziert, um anschließend seine Finger auf der Tischkante tanzen zu lassen: Dann übt er eine schwierige Stelle auf dem Klavier, was ihn keineswegs die Konzentration kostet, wohl aber mitunter die Sympathie des Gegenübers, weil der nicht recht einzuordnen weiß, ob der Mann da vorne wirklich bei der Sache ist.

Keine Sorge: ist er.

Eric Claptons „Tears In Heaven“

Aber an Hans-Jürgen Best ging eben einst ein Künstler verloren, was ja nicht das Schlechteste ist, was man dem Planungsdezernenten einer Stadt nachsagen kann: Der gebürtiger Borbecker saß schon als Sechsjähriger am Piano, tourte als Benjamin im Bach-Chor durch die Lande und greift nicht nur in privatem Rahmen für Eric Claptons „Tears In Heaven“ genauso in die Tasten wie für Frédéric Chopins Fantasie-Impromptu in cis-Moll, Opus 66.

Diese Bandbreite braucht der studierte Raumplaner auch im Job, der ihn 1993 vom Essener ins Oberhausener Planungsamt führte, dort zum Leiter und später zum Planungsdezernent aufsteigen ließ, bevor er dann 1998 in gleicher Funktion nach Essen zurückkehrte. Denn Stadtplanung ist beileibe nicht immer ein Wunschkonzert. Der Ausgleich der Interessen kann eine Gratwanderung sein, ein Hin und Her zwischen gestalterischem Anspruch und dem Sinn fürs ökonomisch Zumutbare: Heute einen schmucklosen Supermarkt im Scheunen-Stil durchwinken, morgen ein absolutes architektonisches Glanzstück wie das Thyssen-Krupp-Quartier möglich machen.

„Unorthodox“

Hans-Jürgen Best gelingt das auf seine eigene, unnachahmliche Weise. „Unorthodox“, wie manche ihm nicht ohne hörbaren Seufzer bescheinigen, was man schon daran sieht, dass er auch in vornehmer Runde klare Worte nicht scheut und notfalls auch den Urlaub unterbricht, um im Radlerdress einer Sitzung in Berlin beizuwohnen.

Aber eben auch immer: kenntnisreich, unideologisch, bei Bedarf in schärferem Ton, prinzipiell aber auf seine sympathisch verhuschte Art mit unverstellter klarer Sprache und scharfem Intellekt, was schon manchen dazu brachte, Herrn Best einen Doktor anzudichten. Was dieser wiederum bedauernd zurückweisen muss: „Den hat nur der mit der Zahnbürste.“

Die Politik hat Best zu schätzen gelernt, weshalb sie ihn wohl mit überzeugender Mehrheit wiederwählen dürfte, wenn demnächst die Entscheidung über die dritte Amtszeit ansteht – trotz mancher Bedenken, weil Sozialdemokrat Best in seiner Arbeit eben doch nicht nur einer Partei zuzuordnen ist.

Man muss wohl sagen: Wie schön.