Essen. . In der Sternschule in Essen-Rüttenscheid sind nach dem Auftreten von Hepatitis A jetzt 140 Schüler geimpft worden. Die meisten Eltern lobten das Angebot des Gesundheitsamtes, es gab aber auch kritische Stimmen.
Die Sternschule in Rüttenscheid hat sich am Montag in eine Außenstelle des Gesundheitsamtes verwandelt: Fünf Impf-Teams sind vor Ort, um möglichst viele der 220 Grundschüler gegen Hepatitis A zu impfen. „Tut gar nicht weh“, versichert Michael (7). Und auch Amtsleiter Rainer Kundt zieht nach vier Stunden – und nur vereinzelten Tränen – eine positive Bilanz: „Wir haben 140 Kinder geimpft, und alle Schüler, die heute verhindert waren, können im Laufe der Woche zu uns kommen.“
Doch obwohl in den vergangenen Wochen vier Sternschüler an Hepatitis A erkrankt sind, wollen nicht alle Eltern auf das Angebot zurückgreifen. Simone Kaczerowski etwa wundert sich, dass die Schule am Freitag geschlossen und desinfiziert wurde und nun möglichst alle Kinder geimpft werden sollen: „Ich habe meine Tochter nicht impfen lassen. Hepatitis A ist keine so gefährliche Krankheit, und eine Impfung belastet den Körper ja auch.“
Inkubationszeit von bis zu 50 Tagen
Kundt kennt solche Einwände: „Schon Freitag riefen Eltern an, die ihre Kinder nicht impfen wollen. Wir halten uns aber nur an Recht und Gesetz. Hepatitis A verläuft bei Kindern tatsächlich meist unproblematisch, Erwachsene können aber bis zu vier Wochen schwer erkranken.“ Im übrigen sei diese Form der Gelbsucht schon 14 Tage vor Ausbruch ansteckend und habe eine Inkubationszeit von bis zu 50 Tagen. Jene Kinder, die dieselbe Klasse wie die an Hepatitis A erkrankten Schüler besuchen und nicht geimpft werden, müssen daher bis nach den Osterferien zu Hause bleiben. Sie seien durch die Kontakt- oder Schmier-Infektion besonders gefährdet.
Das bestreitet Simone Kaczerowski nicht, doch sie weist darauf hin, dass im Ganztag Kinder aller Klassen engen Kontakt haben. „Da darf man schon fragen, wie sinnvoll die Eingrenzung auf Schüler einzelner Klassen ist.“ Auch stellt die Mutter die Frage, ob man die Verbreitung der Krankheit nicht hätte verhindern können: „In Deutschland müsste sich kein Kind mit Hepatitis A anstecken, das ist eigentlich ein Dritte-Welt-Thema. Aber an der Sternschule sind die Toiletten in desolatem Zustand. Es reicht nicht, sie einmal täglich zu reinigen.“
Neuer Verdachtsfall auf Hepatitis A
Derzeit seien die Toiletten einwandfrei, sagt Kundt. Die Hygienevorschriften müssten jetzt weiter strikt befolgt werden; schon weil der Impfschutz erst nach zehn Tagen greift. Schulleiterin Kathrein Mendt räumt ein, dass die Schulklos nicht heimischem Standard entsprächen, häufigere Reinigungsintervalle seien Sache der Stadt. Dass die kein Geld hat, weiß auch Simone Kaczerowski, sie hoffe aber, dass die Hepatitis-Fälle für das Thema sensibilisieren: „An einigen Schulen bezahlen schon die Eltern eine Toilettenfrau.“
Unterdessen gibt es einen neuen Verdachtsfall auf Hepatitis A: Am Maria-Wächtler-Gymnasium – wie die Sternschule in Rüttenscheid.