Essen. . Nachdem in der Sternschule in Rüttenscheid vier Fälle von Hepatitis A aufgetaucht waren, veranlasste das Gesundheitsamt Essen eine umfassende Desinfizierung der Räume. Die Schule blieb gestern geschlossen. Für 220 Schüler fiel der Unterricht aus.

Mit Schutzanzug, Brille, Maske, doppelten Gummihandschuhen und Kisten voll Desinfektionsmitteln rückte das zehnköpfige Team der RGE Servicegesellschaft Essen am Freitag um neun Uhr morgens an der Sternschule in Rüttenscheid an. Die Bilder erinnerten an Epidemie-Kommandos aus Evakuierungsszenarien. Von Kindern keine Spur. Die Schule blieb aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Am Donnerstag Abend war bekannt geworden, dass das Gesundheitsamt die Hepatitis-A-Infektion eines Schülers nicht länger als Einzelfall, sondern mittlerweile als „Ausbruch“ einstuft, nachdem sich noch drei weitere Kinder aus zwei verschiedenen Klassen mit der als „Gelbsucht“ bekannten Lebererkrankung infiziert hatten. Grund zur Panik gebe es jedoch nicht, nimmt Dr. Rainer Kundt vom Gesundheitsamt Essen den Bildern die Dramatik. Zu diesen „harschen Maßnahmen“ seien sie durch die Richtlinien des Bundesinfektionsschutzes verpflichtet, sobald mehrere Personen des gleichen Umfelds betroffen sind.

Acht Stunden lang durchkämmte Michael Ehms mit seiner Mannschaft von der RGE mit Putzlappen und Desinfektionsmitteln die 2000 Quadratmeter der Grundschule. „Wir gehen systematisch von oben nach unten vor, damit wir keinen Flecken vergessen“, erklärt der Bereichsleiter. „Wir reinigen alle Oberflächen, Handläufe, Tür- und Fenstergriffe, Tische, Stühle und besonders gründlich natürlich Küchenräume und sanitäre Anlagen“, sagt Ehms. Denn übertragen werde Hepatitis A als Schmierinfektion, erklärt Amtsarzt Kundt, der das Reinigungsteam Donnerstag Abend zusammen mit der Essener Feuerwehr über die notwendige Reinigungsart unterrichtete.

Bereits vor zwei Wochen war der erste Fall der Viruserkrankung an der Grundschule bekannt geworden. „Wir haben sofort alle Eltern benachrichtigen lassen und eine Empfehlung zur Impfung ausgesprochen“, erklärt Kundt. Durch die neuen Fälle der Krankheit habe sich die Lage nun verschärft. Am Montag werden Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ab 10 Uhr in der Schule sein und für die 220 Schüler eine kostenlose Impfung anbieten. „Wir können es den Eltern nur empfehlen, zwingen können wir natürlich niemanden“, erklärt Kundt. Kinder, die das Impfangebot nicht wahrnehmen, hätten allerdings bis zu den Osterferien Schulverbot. Auch das sei eine der Vorschriften aus den Richtlinien des Infektionsschutzes. Denn erst dann könne man sicher sein, dass die Erreger der bereits infizierten Kinder nicht mehr ansteckend seien. Für alle anderen Schüler solle der Unterricht normal weitergehen. Zwar brauche die Impfung im Normalfall zwei Wochen, bis der Schutz greift, der Ausbruch könnte dadurch aber trotzdem verhindert oder zumindest gemildert werden, erklärt Amtsarzt Kundt. Für Eltern und Geschwister sei eine Impfung nur bei den direkt erkrankten Schülern nötig.

Einen ähnlichen Fall habe Kundt in seiner 30-Jährigen Amtszeit nur einmal gehabt und auch hier habe man den Ausbruch durch Impfungen erfolgreich entschärft. Wann und wo sich der erste Schüler infiziert hat, habe man nicht mehr nachvollziehen können, so die Aussage des Amtsarztes. Wahrscheinlich auf einer Reise. „Für unsere Breiten ist die Erkrankung sehr untypisch, aber schon in Spanien gilt sie als normale Kinderkrankheit“, sagt Kundt. Im Normalfall verlaufe sie harmlos ohne bleibende Schäden. Für wenige Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Schwangere könne es allerdings zu einem gefährlichen Verlauf kommen. „Daher sind diese Sicherheitsmaßnahmen nötig“, erklärt Kundt vom Gesundheitsamt.

„In der Schule haben die Kinder natürlich enge Sozialkontakte und waschen sich vielleicht auch nicht nach jedem Toilettengang die Hände“, weiß Kundt. Momentan würde er aber zu einem besonderen Blick auf die Hygiene raten.