Essen. . Kostenloser Service: Sogenannte „Mobilitätsassistenten“ kommen und helfen in Bus und Bahn - die gesamte Hin- und Rückfahrt lang. Den „Begleitservice“ gibt es seit dem Jahr 2005, derzeit sind 18 Assistenten aktiv. Viele Nutzer kämen ohne die Helfer gar nicht mehr aus dem Haus.
Inge Timmerbeul aus Frohnhausen ist 78 Jahre alt und seit 15 Jahren stark sehbehindert, sie kann nur noch Hell und Dunkel erkennen. „Eine der besten Sachen, die ich je gemacht habe im Leben“, sagt Frau Timmerbeul, ist: den Begleit-Service der Evag in Anspruch zu nehmen.
Der Begleit-Service der Evag funktioniert so: Man ruft an, mindestens einen Tag vorher, und dann kommt jemand von der Evag, der einen die gesamte Fahrt mit Bus und Bahn über begleitet.
Hilfe beim Ticket-Kauf am Automaten gibt es auch
„Das Schwierigste sind für mich die Einstiege, ich kann im Bus oder in der Bahn gar nicht erkennen, wo ich mich hinsetzen kann“, erklärt die Seniorin. Uwe Lüdicke, einer von 18 sogenannten „Mobilitäts-Assistenten“ der Evag, ergänzt: „Die meisten Kunden haben Schwierigkeiten mit Stufen, Bordsteinen, brauchen Hilfe beim Ein- und Ausstieg. Viele Kunden haben Gehhilfen und Rollatoren.“ Falls erforderlich: Hilfe beim Ticket-Kauf am Automaten gibt es auch, „doch die meisten Kunden haben schon ein Ticket“, hat Lüdicke festgestellt.
Die Evag guckt nicht aufs Alter bei ihrem Begleitservice. „Wir begleiten jeden, der in irgendeiner Form mobilitätseingeschränkt ist“, sagt Peter Scharping, Sachgebietsleiter „Kundenmanagement“ der Via, dem städteübergreifenden Nahverkehrsverbund aus Evag, MVG (Mülheim) und DVG (Duisburg). Evag-Sprecher Olaf Frei ergänzt: „Das kann theoretisch auch die junge Mutter mit dem Kinderwagen sei.“
„Wir fragen niemanden, wohin er fahren möchte“
Inge Timmerbeul berichtet, dass sie den Service der Evag rund zweimal pro Woche in Anspruch nimmt, für Fahrten ins Nagelstudio, zur Awo oder zum Blindenverein, und Peter Scharping betont: „Wir fragen niemanden, wohin er fahren möchte.“ Wichtig: Die Begleiter sind auch bei der Rückfahrt dabei, bis zur Haustür. Das Ganze ist kostenlos.
Seit der Einführung des Programms im Jahr 2005 sind 40.000 Begleitungen gezählt worden; Inge Timmerbeul ist zufällig genau die Nummer 40.000. Mit 18 Begleitern ist die Zahl der Begleiter derzeit auf einem Höchststand; die Kandidaten werden vom Jobcenter vermittelt, sie nehmen an einem Förderprogramm teil, um wieder Fuß zu fassen auf dem Arbeitsmarkt. „Die Aufgabe ist sinnvoll, man hilft und hat mit Menschen zu tun“, sagt Uwe Lüdicke. Alle „Mobilitätsassistenten“ werden mehrere Monate lang geschult, ehe die ersten echten Einsätze kommen.