Essen. . Eine VRR-Studie belegt: Viele Bahnhöfe der Deutschen Bahn in Essen sind in schlechtem Zustand. Vor allem im Stadtnorden leiden Pendler unter Müll und Vandalismus, etwa in Borbeck und Horst. Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ kritisiert das scharf. Im Süden dagegen gibt es wenig Grund zu klagen.

Verdreckte Bahnsteige, kaputte Anzeigetafeln, beschmierte Wände: Viele Essener Bahnhöfe befinden sich in einem schlechten Zustand. Aus einem Test des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) geht hervor, dass vor allem die Stadtteil-Bahnhöfe im Norden zahlreiche Mängel aufweisen, während die Stationen im Süden wenig Anlass zur Klage bieten. Über sechs Bahnhöfe fällen die VRR-Tester gar das (schlechteste) Urteil „Nicht akzeptabel“.

Im nun veröffentlichten „Stationsbericht 2013“ kommt insbesondere eine der stark frequentierten Haltestellen besonders schlecht weg. Über den Bahnhof Borbeck notieren die Prüfer: „Abwertung durch Müll, Zigarettenkippen, Graffitis“. Zudem sei der Aufzug nicht in Betrieb. In Borbeck steigen nach VRR-Angaben pro Tag 3400 Menschen ein und aus.

Auch Horst kommt schlecht weg

Auch Horst stellen die Tester ein schlechtes Zeugnis aus. Der mit täglich etwa 790 Nutzern recht kleine Halt schnitt schon 2011 schlecht ab, nun bekommt er wieder das Zertifikat „Nicht akzeptabel“. Es sei eine Modernisierung erforderlich, urteilt der VRR. Doch wie bei vielen anderen Bahnhöfen auch ist eine Sanierung ungewiss. „Es gibt zwar eine sogenannte Modernisierungsoffensive der Deutschen Bahn, aber die Gelder, die dafür zur Verfügung gestellt werden, sind endlich“, sagt VRR-Sprecher Johannes Bachteler.

Das sind die schlimmsten Essener Haltestellen

Diese Bahnhöfe wertet der VRR als „nicht akzeptabel“: Bergeborbeck, Borbeck, Frohnhausen, Horst, Steele-Ost und Zollverein-Nord.

Die nach täglichen Ein- und Aussteigern größten Stadtteil-Bahnhöfe sind laut VRR Steele (12 400), Essen-West (8800), Werden (4900), Altenessen (4200) und Frohnhausen (3600).

Der Test ist im Internet einsehbar unter www.vrr.de/de/vrr/presse/publikationen/

Von dieser Modernisierungsoffensive haben 2013 etwa Stadtwald, Werden und Kettwig profitiert. Die Haltestellen im Süden schneiden im VRR-Test daher gut ab. Welche Bahnhöfe im Rahmen der „MOF 2“, wie die Aktion offiziell heißt, aufgewertet wurden, hängt mit der Bedeutung für Pendler zusammen. „Die südlichen Vororte liegen auf der Achse nach Düsseldorf und werden stark genutzt“, so Bachteler. „Das ist mit dem Pendlerstrom vom Essener Norden etwa nach Bottrop nicht vergleichbar.“

„Die Menschen im Essener Norden sind keine Pendler zweter Klasse“

Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ kritisiert den schlechten Zustand vieler Nord-Haltepunkte. „Die Menschen im Essener Norden sind keine Pendler zweiter Klasse“, sagt Holger Kohring von Pro Bahn Ruhr. Er fordert eine schnelle Instandsetzung wichtiger Infrastruktur. Vor allem Infotafeln und Ticketautomaten müssten, falls nötig, täglich repariert werden. Er räumt indes ein: „Vandalismus ist ein Problem, das schwer in den Griff zu bekommen ist.“

Die für die Bahnhöfe verantwortliche Deutsche Bahn erklärt auf Anfrage, sie nehme die Erhebung ernst. „Sie ist aber nur eine Momentaufnahme, gerade in Bezug auf Graffiti, da wir die in der Regel innerhalb von 72 Stunden entfernen“, so ein Sprecher. Die Bahn investiert nach eigenen Angaben in NRW 1 Million Euro jährlich in die Beseitigung von Schmierereien.