Essen. Die Oberbürgermeister von Bochum, Duisburg und Dortmund schickten einen Brandbrief an Wirtschaftsminister Gabriel. Der soll bei der Verteuerung des Stroms keine Arbeitsplätze im Ruhrgebiet aufs Spiel setzen. Essens OB Paß war nicht an der Initiative beteiligt, was ihm Kritik einbringt.
Energieintensive Industrien befürchten schwere Wettbewerbsnachteile im Zuge der weiteren Verteuerung des Stroms. Neben der Stahlindustrie in Duisburg und Bochum, ist davon auch die Aluminiumhütte von Trimet in Essen-Bergeborbeck betroffen. Die Oberbürgermeister von Bochum, Duisburg und Dortmund, Ottilie Scholz, Sören Link und Ulrich Sierau (alle SPD) schickten einen Brandbrief an Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit der Aufforderung, die Interessen der Ruhr-Industrie zu wahren und keine Arbeitsplätze aufs Spiel zu setzen.
„Unverständlich ist mir, dass OB Paß nicht an der Initiative beteiligt ist“, sagt CDU-Ratsfraktionschef Thomas Kufen. Als Sitz von ThyssenKrupp trage Essen „eine besondere Verantwortung, und ich erwarte auch vom Essener OB, dass er sich in ähnlicher Weise an der Debatte beteiligt“, so Kufen.
„Völlig unbegründet und mehr als durchsichtig“
Paß hätte das womöglich getan - wenn die drei Amtskollegen ihn denn gefragt hätten. „Die Initiative der drei Oberbürgermeister war hier nicht bekannt“, so Stadtsprecherin Nicole Mause. Und: „Allerdings hätte es Herrn Kufen bekannt sein müssen, dass sich der Oberbürgermeister in den letzten Jahren immer wieder im Sinne der stromintensiven Unternehmen in unserer Stadt eingesetzt hat.“ Der Vorwurf der CDU, der OB kümmere sich nicht, sei daher „völlig unbegründet und mehr als durchsichtig“.
Die CDU will aber offenbar die Chance nicht vorüberziehen lassen, den OB vorzuführen: „Wenn seine Kollegen ihn gar nicht erst fragen, sagt das einiges aus über die Bedeutung, die Herr Paß unter den SPD-OBs des Ruhrgebiets genießt“, spottet CDU-Fraktionsgeschäftsführer Gerhard Grabenkamp.