Essen. Die Essener Agentur für Arbeit stärkt ihre Online-Angebote. Jobsuchende sollen ihren Lebenslauf direkt in einen Agentur-PC eingeben, so funktioniere die Vermittlung schneller. Auch für das Berufsinformationszentrum (BIZ) hat die Behörde Pläne.
Es soll sie ja geben, diese Menschen, die partout keinen Computer haben wollen. Die Essener Agentur für Arbeit nimmt diese „Kundengruppe“ – so nennt sie Arbeitslose höflicherweise – nun verstärkt in den Blick. Die Agentur setzt auf neue Online-Angebote; nicht nur, aber auch für Menschen, die gar keinen Rechner zu Hause haben.
Beispiel „Kontakt plus“: Hinter dem vieldeutigen Namen verbirgt sich eine Plattform, über die Suchende wie Arbeitgeber Zugang haben zur Jobbörse der Agentur. „Wir wollen Online ausbauen“, sagt Leiter Torsten Withake. Praktisch läuft das so: Wer Arbeit sucht, kommt zur Agentur am Berliner Platz und wird dann zu einem der neuen PC-Plätze geführt. Dort kann er oder sie einen Lebenslauf anlegen, hat so innerhalb von Minuten ein Bewerberprofil, das bei der Jobbörsen-Suche hilft. Nutzbar fortan von jedem Computer aus.
BIZ wird umgebaut
Der Vorteil liegt aus Sicht von Rolf Heiber, „Geschäftsführer Operativ“, in der verkürzten Bearbeitungszeit. Personell soll sich dagegen nichts ändern, wer lieber eine persönliche Beratung wolle, bekomme sie. „Es wird Kunden geben, die nur noch online mit uns kommunizieren werden. Dadurch entstehen unseren Mitarbeitern Freiräume für intensivere Gespräche.“ Vor allem Akademiker hat die Agentur als Zielgruppe für das neue Angebot ausgemacht, wohingegen andere Gruppen sicher „keine PC-Affinität“ hätten. Torsten Withake: „Wenn es uns gelingt, Menschen zehn Tage früher in Beschäftigung zu bringen, sparen wir zehn Tage Arbeitslosengeld. Allein dadurch rechnet sich das System schon.“
Beispiel BIZ: Das Berufsinformationszentrum wird in den nächsten Monaten aufwändig umgebaut. Bisher nutzten vor allem Schulkassen den Raum, um sich über Berufs- und Ausbildungsoptionen beraten zu lassen. Ab September soll sich das BIZ zu einem „Marktplatz für alle“ wandeln. So wird es spezielle PCs samt Programmen geben, mit denen Joblose professionelle Bewerbungen erstellen können. Vor allem jene Männer und Frauen stehen im Blickpunkt, die keinen eigenen Computer besitzen.
Nicht alle Entwicklungen haben sich durchgesetzt
Dass die Arbeitsagentur 2014 verstärkt die Online-Beratung bewirbt, mag manchen Beobachter überraschen. Das Netz ist schließlich kein Neuland mehr. Hinter der Offensive stecke der „politische Wille, dass alle Bundesbehörden, also auch die Arbeitsagenturen, stärker auf elektronischen Service setzen“, sagt Rolf Heiber. Ist die deutsche Politik spät dran? „Ich glaube nicht“, sagt er, räumt indes ein, dass Verwaltungen in anderen Ländern die Online-Möglichkeiten intensiver nutzten.
Außerdem habe die abwartende Haltung deutscher Behörden in puncto Digitales Vorteile. Heiber: „Es gibt auch technische Entwicklungen, die sich nicht durchgesetzt haben.“