Wie ein Werbeprofi mit Zic’n’Zac von Essen aus die Nähbranche aufmischt
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Essen. Joachim H. Bürger eröffnete vor drei Jahren den Nähladen Zic’n’Zac in der Essener City. Er trifft mit seiner Idee eines Nähladens mit Kursen und Café den Zeitgeist. Dafür gab es den Marketingpreis „Tacken“. Bürger bietet unter einem Dach alles, was die Generation der Latte-Macchiato-Mütter schätzt.
Wenn es Joachim H. Bürger an etwas nicht mangelt, dann ist es Selbstbewusstsein. „Im Grunde traue ich mir zu, jedes Geschäft zum Erfolg zu führen“, sagt der 65-Jährige. Zumindest kann Bürger von sich behaupten, dass er offensichtlich einen Riecher für die richtigen Ideen hat. Er selbst nennt sich ein Trüffelschwein. Zurzeit wühlt der 65-Jährige von Essen aus die Näh- und Heimtextilbranche auf. Oder, um es mit Bürgers Worten zu sagen: „Ich mische eine völlig verlumpte Branche auf, die in den 70ern stehen geblieben war.“ Dafür wurde Bürger am Montagabend mit dem Essener Marketing-Preis „Tacken“ für das beste „Start up“ geehrt.
Vor drei Jahren eröffnete Bürger am III.Hagen in der City seinen Nähladen „Zic’n’Zac“. Kein normaler Laden, sondern hier verkauft Bürger Stoffe, Nähmaschinen, Nähzubehör, bietet Nähkurse an und obendrein ist er Café und Ausstellungsraum für Kunst. Alles unter einem Dach, was die Generation der Latte-Macchiato-Mütter heute schätzt. Allein 3000 Frauen – weniger Männer – haben in den drei Jahren die Nähkurse besucht. Das Geschäft funktioniert: „Wer zu mir kommt, kommt bewusst und kauft auch.“ Bürger braucht für seinen Laden deshalb keine 1A-Lage. Über 800.000 Euro Umsatz macht er mit „Zic’n’Zac“ im Jahr, Potenzial sieht Bürger für 1,2 Millionen.
Früher der Macho der Nation
Eigentlich ist es seltsam, dass vor ihm wenige auf die All-inklusive-Idee gekommen sind. Doch Bürger, der mit Nähen sonst nix am Hut hat, hat sie einfach umgesetzt. Das nötige Geld dafür verdiente der Werbefachmann u.a. mit einem Patent in der Reifenindustrie, für die er früher beratend tätig war.
Tacken 2014 - Gala im GOP
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In Sachen Selbstvermarktung können viele dem gebürtigen Duisburger ohnehin nicht das Wasser reichen. 1990 erschien sein erstes Buch „Mann, bist Du gut. Was Männer den Frauen immer schon mal sagen wollten“. Daraufhin tingelte er als Macho der Nation durch dutzende Talkshows, in denen er schon mal Worte mit „b“ in den Mund nahm, die das Liebesspiel zwischen zwei Menschen derb beschreiben. Legendär ist sein Rauswurf bei Margarethe Schreinemakers.
Wilde Zeiten mögen vorbei sein
Diese wilden Zeiten mögen für den 65-Jährigen vorbei sein, umtriebig ist er bis heute. Sein Ziel ist klar. Den Schnittmusterbogen hat er in Essen entworfen. Nun will er daraus ein Filialnetz aufbauen. Dafür sucht er derzeit noch einen Partner. „Demnächst werde ich 66 und die biologische Uhr tickt gegen mich“, sagt Bürger, der keine Kinder hat. Doch davon will es Bürger nicht abhängig machen. „Wenn ich niemanden finde, mache ich es allein.“
Auf die Frage, warum der Niederrheiner seinen ersten Laden ausgerechnet in Essen eröffnete, gibt es eine Bürger-typische Antwort: Er studierte in Essen, wohnte ganz in der Nähe auf der Lindenallee und führte häufig seinen Hund Gassi. „An dieses Haus hat mein Hund oft gepinkelt. Da war das Terrain schon mal markiert“
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