Essen. Macht der Online-Handel die Essener City kaputt? Experten diskutierten beim Geno-Talk, wie die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessert werden kann. Planungsdezernent Best sagt erstmals öffentlich: Er wollte das Folkwang Museum an den Burgplatz holen.

Der Online-Handel boomt, droht nun die Verödung der Innenstadt? Die Frage, die der ehemalige Chef der WAZ-Lokalredaktion Wulf Mämpel bei seiner Podiumsdiskussion in der Geno-Bank, dem „Geno-Talk“, am Montagabend aufwarf, war bewusst provokant gewählt.

Zwar macht sich auch der Essener Einzelhandel darüber Sorgen, dass immer mehr Umsatz ins Internet abwandert. Aber für den Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, Marc Heistermann, stand fest: Mit den richtigen Antworten und Konzepten wird der traditionelle Einzelhandel überleben. Und die zweite Erkenntnis des Abends: Kunden werden auch in Zukunft das Shopping-Erlebnis Innenstadt suchen.

„Es fehlen attraktive Läden“

Doch da drängte sich natürlich die Frage auf: Wie attraktiv ist die City überhaupt? Die Bestandsaufnahme von Immobilien-Makler Eckhard Brockhoff fiel deutlich und kritisch aus. Essen habe schon heute zu viel Ladenfläche. Es gebe ganze Straßenzüge, die schwer zu bespielen seien. Doch nicht nur wegen der Quantität sorgt sich Brockhoff: „In der Innenstadt fehlen attraktive Läden“. Stattdessen gebe es die immergleichen Ketten, die meist mit wenig Phantasie geführt würden. Hinzu komme ein immer einfacheres und billiges Sortiment, das vor allem junges Publikum anlocke. „Ich kenne viele ältere Kunden, die sich in der Innenstadt nicht mehr wohl fühlen, lieber in Rüttenscheid oder in Düsseldorf einkaufen“, so Brockhoff. Das alles habe mit dem Internet wenig zu tun.

Die Klagen sind nicht ganz neu und sicher auch zugespitzt. Doch der Online-Kaufrausch könnte die Entwicklung in der City forcieren. Für Brockhoff steht daher fest: Man muss die Aufenthaltsqualität verbessern und damit die Verweildauer erhöhen – für ihn ein Mehrklang aus guten gastronomischen Angeboten, attraktiven Geschäften, Wohnkonzepten in der City und Kultur.

Neue Folkwang Museum soll neben dem Dom gesetzt werden

Im Unterschied zu anderen Städten habe es Essen nicht geschafft, wichtige städtische Einrichtungen in die City zu holen, stellte Planungsdezernent Hans-Jürgen Best fest. Erstmals berichtete Best öffentlich, dass er den Plan verfolgte, das neue Folkwang Museum auf den Burgplatz neben den Dom zu setzen. „Das wäre der Knaller gewesen“, sagte Best. Vorbild für ihn sei der Bau des Museums der bildenden Künste in Leipzig gewesen, der ebenfalls in der City hochgezogen wurde.

Warum die Idee schließlich scheiterte, deutete Best nur an: „Drei Personen waren dagegen.“ Auch das „Haus der Geschichte“ hätte, so Best, in die Innenstadt gehört. Damals war der Salzmarkt als Standort im Gespräch gewesen. Sein einziges Projekt, wo ihm dies gelang, sei die Volkshochschule gewesen. Best will seinen Kampf nicht aufgegeben. Immer wenn es in Zukunft die Gelegenheit gibt, städtische Einrichtungen in die City zu holen, werde er dafür eintreten.