Essen. Zwar waren die Straßen im Berufsverkehr zum Teil verstopft – doch drunter und drüber ging’s am Warnstreiktag nicht. Laut Verdi legten 4.500 Beschäftigte im öffentlichen Dienst die Arbeit nieder.

Die Gewerkschaft Verdi hat am Dienstag ernst gemacht. Vor der anstehenden Tarifrunde rief sie in Nordrhein-Westfalen alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst zum Warnstreik auf. In Essen war das Rathaus geschlossen, Busse und Bahnen blieben in den Garagen, Sportplätze waren gesperrt, einige Sparkassen geschlossen, der Müll wurde nicht abgeholt. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich in Essen 4.500 Beschäftige am Warnstreik, die Polizei spricht von 3.500 Teilnehmern. Zum Chaos kam es aber nicht. Ein Streifzug.

Kurz vor halb neun am Hauptbahnhof: Es ist deutlich leerer als sonst und die meisten Leute nehmen es gelassen, dass die Straßenbahnen und Busse der Evag nicht fahren. Mit den Zügen der Bahn kommt man ohne Probleme heraus oder hinein in die Stadt. Britta Fleige aus Kamen ist auf dem Weg zur Arbeit. „Vom Bahnhof aus muss ich laufen, sonst fahre ich drei Haltestellen mit der U-Bahn“, sagt sie. Die Arbeitsniederlegungen im öffentlichen Dienst kann Fleige nachvollziehen: „Wenn es um den eigenen Arbeitsplatz geht, streikt man ja auch.“ Etwas ratlos ist Marcus Ranft. „Ich weiß noch nicht genau, wie ich nach Rüttenscheid kommen soll – laufen ist mir zu weit, ich werde wohl ein Taxi nehmen“, sagt der Gelsenkirchener, der ebenfalls Verständnis für den Warnstreik hat. „Anders bekommt man seine Forderungen ja nicht mehr durch.“

Leute waren gut vorbereitet

Der Busbahnhof in der Unterführung ist wie ausgestorben, normalerweise tummeln sich hier um diese Tageszeit die Fahrgäste und alle paar Sekunden fährt ein Bus ein. Genauso leer gefegt sind die unterirdischen Teile des Bahnhofes – hier geht es sonst zu den U- und Straßenbahnenlinien. Die Zugänge zu den Bahnsteigen sind abgesperrt. Anscheinend hat nicht jeder im Vorfeld vom Streik gehört, einige Leute reagieren mit Staunen auf das rot-weiße Flatterband vor den Rolltreppen. Ähnlich geht es Lisa Waschinski aus Schwelm, die zusammen mit einer Bekannten auf dem Weg zur Arbeit ist. „Wir sind davon ausgegangen, dass wenigstens die Busse fahren“, sagt sie. Die beiden jungen Frauen haben Glück: Sie werden mit dem Auto abgeholt.

Der Anteil der Fahrradfahrer steigt am Dienstag, je näher man der Innenstadt kommt. Hinter dem Hauptbahnhof ist ein Leihrad-Ständer komplett leer geräumt. Dennoch: Das Gefühl, dass nun jeder zweite ÖPNV-Nutzer auf den Drahtesel umgestiegen ist, hat man nicht. Vollgestopft mit Autos sind dagegen die Hauptverkehrsadern der Stadt. Im morgendlichen Berufsverkehr geht es zum Beispiel auf der Altendorfer Straße nur Stoßstange an Stoßstange von Ampel zu Ampel. Auch auf der B224 und weiteren Hauptstraßen im Stadtgebiet kommt es zu Staus. Zwischen Kettwig und dem Kreuz Breitscheid stehen morgens die Autos auf der A52. Die Essener Polizei spricht aber von einer „dem Anlass entsprechend geringen Verkehrsbeeinträchtigung.“ Die Leute seien sehr gut auf den Tag vorbereitet gewesen. Auch am Nachmittag ist es voll auf den zentralen Straßen, auf der A40 geht es wie üblich zähfließend voran.

Streik legt Essen lahm

Warnstreik im öffentlichen Dienst.
Warnstreik im öffentlichen Dienst. © WAZ FotoPool
Warnstreik im öffentlichen Dienst.
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Der Streik sorgte im Berufsverkehr für Probleme.
Der Streik sorgte im Berufsverkehr für Probleme. © WAZ FotoPool
Warnstreik im öffentlichen Dienst.
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Auch Busse fuhren am Essener Hauptbahnhof nicht. Denn: Die Evag-Mitarbeiter streikten.
Auch Busse fuhren am Essener Hauptbahnhof nicht. Denn: Die Evag-Mitarbeiter streikten. © WAZ FotoPool
Auch Busse fuhren am Essener Hauptbahnhof nicht. Denn: Die Evag-Mitarbeiter streikten.
Auch Busse fuhren am Essener Hauptbahnhof nicht. Denn: Die Evag-Mitarbeiter streikten. © WAZ FotoPool
Warnstreik im öffentlichen Dienst.
Warnstreik im öffentlichen Dienst. © WAZ FotoPool
Warnstreik im öffentlichen Dienst.
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Warnstreik im öffentlichen Dienst.
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Warnstreik im öffentlichen Dienst.
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Warnstreik im öffentlichen Dienst.
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Warnstreik im öffentlichen Dienst.
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Warnstreik im öffentlichen Dienst.
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Verschlossene Türen am Rathaus.
Verschlossene Türen am Rathaus. © WAZ FotoPool
Verschlossene Türen am Rathaus.
Verschlossene Türen am Rathaus. © WAZ FotoPool
Probleme für die Pendler: Die Evag-Mitarbeiter streikten ebenfalls.
Probleme für die Pendler: Die Evag-Mitarbeiter streikten ebenfalls. © WAZ FotoPool
Verschlossene Türen am Rathaus.
Verschlossene Türen am Rathaus. © WAZ FotoPool
Mülltonnen und Papierkörbe wurden nicht geleert - die EBE streikte ebenfalls.
Mülltonnen und Papierkörbe wurden nicht geleert - die EBE streikte ebenfalls. © WAZ FotoPool
Warnstreik im öffentlichen Dienst.
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Warnstreik im öffentlichen Dienst.
Warnstreik im öffentlichen Dienst. © WAZ FotoPool
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Gruga wegen Streiks kostenfrei begehbar

Profitiert vom Stillstand bei Bussen und Bahnen haben die Taxi-Unternehmen – zumindest theoretisch. Denn die Staus auf den Straßen können die Taxen eben nicht umgehen. Zwischenzeitlich sind die Wagen nicht bis zum Hauptbahnhof durch gekommen und der Taxi-Stand dort blieb leer. „Wir konnten nicht alle Kunden bedienen“, sagte Albert Mertes, der Geschäftsführer von Taxi Essen.

Obwohl die meisten Schulen den Streik als Entschuldigung für einen Fehltag akzeptiert hätten, dürfte der überwiegende Teil der Essener Schüler pünktlich zum Unterricht erschienen sein. „Bei uns hat es keine Probleme gegeben, es wurden Fahrgemeinschaften gebildet und viele Schüler mit dem Auto gebracht“, sagte Olaf Millmann, der stellvertretende Schulleiter des Burggymnasiums in der Innenstadt.

Warnstreik in Essen

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    Die Sparkassen waren ebenfalls von dem Warnstreik betroffen – insgesamt sechs von mehr als fünfzig Filialen blieben den Tag über geschlossen. „Bei der Beschwerdestelle ist es ruhig geblieben“, sagte Sprecher Volker Schleede. Nach seinen Angaben haben die Geldautomaten störungsfrei funktioniert. Wer am Dienstag in die Gruga wollte, war dabei nicht auf Bargeld angewiesen. Weil das Kassenpersonal ebenfalls am Streik teilgenommen hatten, wurde der Park kostenfrei für das Publikum geöffnet.

    Kritik an Kommunen und Bund

    Pünktlich um kurz vor 9 Uhr kündigt sich der Protestzug der Streikenden auf der Hollestraße an. Mit lauten Trillerpfeifen und hochgestreckten Plakaten bringen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst die letzten Meter bis zum Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof hinter sich – eine halbe Stunde später beginnt die Kundgebung der Gewerkschaft Verdi.

    Natürlich fallen dort markige Worte in Richtung Kommunen und Bund. Die Band auf der Bühne singt: „Wer den Kleinen schröpfen will, der hat den Trend verpennt.“ Gabi Schulte, die stellvertretende Verdi-Vorsitzende im Bezirk Essen, spielt in ihrer Rede auf Innenminister Thomas de Maizière (CDU) an, der die Forderungen der Gewerkschaft für die anstehende Tarifrunde vor einiger Zeit als „maßlos überzogen“ bezeichnete. Schulte entgegnet dem Minister mit einem Wortspiel: „Wenn der nicht einlenkt, ist das Maß bald voll.“

    Weitere Schritte angekündigt

    Im Kern geht es der Gewerkschaft um 100 Euro mehr im Monat für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst plus zusätzlich 3,5 Prozent Lohnabhebung – außerdem sollen Auszubildende unbefristet übernommen werden.

    Oberbürgermeister Reinhard Paß hatte bereits im Vorfeld verlauten lassen: „Den Wunsch nach einem deutlichen Plus im Portemonnaie kann ich nachvollziehen. Aber: Der städtische Haushalt ist an der Grenze seiner Belastbarkeit.“ Am Donnerstag beginnt in der Tarifverhandlung die zweite Runde. Sollte auch danach noch keine Einigung in Sicht sein, gibt Kai-Uwe Gaida einen Vorgeschmack auf weitere Schritte. Der Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung sagt: „Dann machen wir den Laden dicht und die Stadt steht ganz still.“ Mit der Beteiligung am Warnstreik war die Gewerkschaft „sehr zufrieden“.