Die Gewerkschaft Verdi lässt die Muskeln spielen und hat für heute zum 24-stündigen Warnstreik im öffentlichen Dienst aufgerufen – der Nahverkehr steht deshalb komplett still. Aber auch Stadtverwaltung, die Sparkasse, Müllentsorger, Agentur für Arbeit und die Kindertagesstätten sind betroffen.

Was fordert Verdi?

100 Euro mehr im Monat für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst plus zusätzlich 3,5 Prozent Lohnanhebung – zudem sollen Auszubildende unbefristet übernommen werden. Im Nahverkehr fordert Verdi darüber hinaus eine monatliche Zulage von 70 Euro, in den Krankenhäusern will man die Nachtzuschläge von 15 auf 20 Prozent anheben. Laut Verdi sei die Arbeitgeber-Seite nicht auf die anstehende Tarifrunde vorbereitet und ohne Angebot zum ersten Verhandlungstermin entschieden. „Da platzt uns natürlich der Kragen“, sagt Lothar Grüll vom Essener Verdi-Bezirk. „Unser Ziel ist eine maßvolle und notwendige Gehaltserhöhung.“

Wie komme ich heute von A nach B?

Auf jeden Fall nicht mit der Evag. Denn Busse und Bahnen bleiben während des Streiks ganztägig auf dem Betriebshof. Da auch die benachbarten Verkehrsbetriebe betroffen sind, verkehren keine städteübergreifenden Linien, wie zum Beispiel die U18 in Richtung des Mülheimer Hauptbahnhofs.

Glück hat, wer in der Nähe einer S-Bahn-Station wohnt oder mit dem Regional-Express fährt. Die Züge der Deutschen Bahn verkehren ganz normal. Ein Sprecher geht davon aus, dass die Auswirkungen auf den Bahnverkehr eher gering sind. Insgesamt gibt es laut Evag in Essen 26 Bahnhöfe, an denen S-Bahnen oder Regios halten. So kann man zum Beispiel anstatt der Tram 109 die S9 oder die S1 nutzen, wenn man von Steele in die Stadt möchte. Die S6 von Kettwig ist in Richtung Hauptbahnhof eine Alternative zum Bus 142.
Was ist, wenn ich es aufgrund des Streiks nicht zur Arbeit oder Schule schaffe?

Der Essener Unternehmensverband (EUV) weist darauf hin, dass Arbeitnehmer aufgrund des Streiks keinen Anspruch auf bezahlte Freistellung haben und Verspätungen nicht automatisch entschuldigt sind. „Auch bei Streiks im Nahverkehr sind Arbeitnehmer verpflichtet, pünktlich am Arbeitsplatz zu sein“, erklärt Ulrich Kanders, EUV-Geschäftsführer und Fachanwalt für Arbeitsrecht. Der Streik sei lange genug angekündigt gewesen, um sich darauf vorzubereiten. Die meisten Arbeitgeber dürften aber Verständnis für streikbedingte Verspätungen haben. „Bei einer einmaligen Verspätung aufgrund eines Streiks wird sicher keine Abmahnung erteilt“, so Kanders.

Essens Schulen gehen mit dem Thema Streik gelassen um. „In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die meisten Schüler es zur Schule schaffen“, sagt Gabriele von Heymann, Leiterin des Gymnasiums Überruhr. „Ich sage meinen Schülern: Versucht es nach Kräften und wenn es nicht klappt, dann eben nicht.“ Auch das Werdener Gymnasium sieht im Streik einen Entschuldigungsgrund. Die Gesamtschule in Holsterhausen lässt die Eltern darüber entscheiden, ob es ihre Kinder zur Schule schaffen oder nicht.

Wie sieht es in öffentlichen Einrichtungen aus?

Die Stadt geht davon aus, dass die Abläufe in allen Bereichen der Verwaltung massiv beeinträchtigt sind. Eventuell ist sogar das Rathaus geschlossen. Auch bei der Agentur für Arbeit kann es zu Einschränkungen kommen.

Die Geld- und Kontoservice-Automaten der Sparkasse werden wohl einwandfrei funktionieren, sagt Sprecher Volker Schleede. Einige Filialen im Stadtgebiet könnten dagegen geschlossen bleiben – mit Hinweis-Zetteln will die Sparkasse über die nächste erreichbare und geöffnete Geschäftsstelle informieren.

Zwar wird das Theater in Essen auch bestreikt, das Dienstags-Programm ist aber ohnehin dünn. Die beiden Vorstellungen der Kinderoper „Die Zaubertröte“ im Aalto-Theater finden voraussichtlich statt.